5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

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Moderator: j.schöbel

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l2009
Beiträge: 2
Registriert: Sa Jan 10, 2015 3:56 pm

5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von l2009 »

Liebe Forumsmitglieder,

am 5.1.2015 gegen 15.30 Uhr saß mein Kater (männlich – kastriert, geboren Mitte April 2009; gemischte Hauskatze; recht groß; 5 Kilo schwer) apathisch auf dem Boden gekauert und atmete recht schnell. Nur durch die Nase, kein Hecheln. Seine Nasenflügel bewegten sich extrem schnell.

Der Tierarzt, den ich anrief, riet mit gleich mit dem Kater in eine Klinik zu fahren, da er dort geröngt ect. werden konnte. Eine halbe Stunde später waren wir auch dort angekommen (Erfurt Tierklinik Ilversgehofen). Seine Lunge war voller Wasser, ungewöhnliche Herztöne zu hören.

Wir ließen ihn eine Nacht dort und am nächsten Morgen (6.1.15) rief der Arzt an, dass der Kater HCM hat. Er bekam ein Ultraschall (Dopplersonographiegerät GE Logiq S8). Wir fuhren dann zu ihm und ließen uns beraten.
Das Lungenödem war fast weg. Die Herzwand sei schon auf 9mm. Seine Herzfrequenz bei 180-200. Ein Thrombus im Herzen wurde auch entdeckt. Dieser war eher „schmierartig“. Durch das extrem vergrößerte Herz wird bei jedem Schlag auch was angezogen (was das war, weiß ich leider nicht mehr). Wäre er nicht über Nacht sofort behandelt wurden, wäre er wohl in der Nacht ertrunken...

Der Arzt konnte sich nicht erklären, warum der Kleine erst jetzt Symptome hat, weil die Krankheit ja schon extrem fortgeschritten ist. Natürlich hat er sehr viel geschlafen, ich hatte jedoch gehofft, dass das aufgrund der vielen Fahrerei an Weihnachten kam...

Nun bekommt der Kater folgende Medikamente:
3x täglich Furosemid (20mg) – ganze Tablette
1x täglich Clopidogrel (75mg) – ¼ Tablette
1x täglich Bisoprolol (12,5mg) – ¼ Tablette

Am Montag haben wir wieder einen Termin dort um zu schauen, ob er auf die Medikamente reagiert und ob es nicht besser wäre, ihn einzuschläfern. Dabei will er jedoch nur noch mal die Herzfrequenz messen und nicht nochmal einen Ultraschall machen.

Ist das sinnvoll? Ob der Thrombus weg ist, sieht man doch erst bei einem Ultraschall und wie es dem Lungenödem geht, doch erst bei einer Röntgenaufnahme?

Ich habe das Gefühl, dass mein Kater auf die Medikamente reagiert. Als wir ihn am Montag heim holten, war sein Atem teilweise auf 58 die Minute. Den gleichen Tag haben wir 4 Stunden nach erster Medikamenteneingabe 36 gezählt. Nun hat er immer so um die 30-35.
Auch frisst er jetzt wieder, er pieselt sehr oft und putzt sich ganz intensiv. Apathisch wirkt er gar nicht mehr. Gestern spielte er sogar mit seiner Maus und heute wollte er mit mir spielen...

Der Arzt, der ihn untersucht hat, war kein spezieller Kardiologe.

Ich wohne in Kaufbeuren (70km von München). Über Weihnachten war ich mit meinem Kater in Erfurt. Dort ließ ich ihn auch bei meinem Partner in der letzten Woche.

Nun überlege ich, den Kleinen am Dienstag (13.01.15) wieder mit nach Kaufbeuren zu nehmen und bei Ihnen in der Tierkardiologie München einen Termin zu machen.

Würden Sie das bei den Herzwerten empfehlen? Auto fahren ist ja purer Streß für den Kleinen. Ich will ihm jedoch einem Kardiologen vorstellen und da die Tierkardiologie nicht weit von meinem Wohnort ist, würde ich ihn dort gerne untersuchen lassen.

Würde der Streß, den er durch die lange Fahrt hätte, im Verhältnis zu einer Behandlung stehen, da seine 9mm Herzwand ja schon sehr weit fortgeschritten ist. Oder wäre es sinnvoller, ihn bei meinem Partner zu lassen (bei dem er auch mit mir 3 Jahre gewohnt hat, bevor es mich beruflich nach Kaufbeuren verschlagen hat) und ihn dann einzuschläfern, wenn es schlimmer wird? Oder sollte ich ihm die Fahrt antun, ihn dafür aber spezialisierten Ärzten präsentieren können...?

Ich weiß nicht, was das Beste für den Kleinen ist. Momenten wirkt er sehr fidel. Ich will ihn jetzt noch nicht aufgeben, weil er frisst, schnurrt, tätzelt und teilweise sogar wieder spielt.
Anderseits will ich ihn nicht quälen, weil 9mm wohl schon ziemliches Endstadium sind...

Würde Ihnen aufgrund Ihrer Erfahrungen eine Untersuchung in der Tierkardiologie helfen können? Oder muss ich mich bei 9 mm abfinden, ihn echt schon kampflos verlieren zu müssen?

Ich hoffe, Sie können mir helfen.

Ich bin über jeden Ratschlag dankbar!
baumhaus
Beiträge: 28
Registriert: Mi Mär 27, 2013 6:53 am

Re: 5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von baumhaus »

Hallo,

lass dich von der schlechten Prognose nicht verrückt machen! Wichtig ist alleine, wie es dem Kater geht. Und er scheint ja gut auf die Therapie anzusprechen.

Es gibt Tiere, die trotz schlechter Prognose noch lange leben, und Tiere, die trotz leichtem Befund bald versterben...

Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich vermutlich unter der jetzigen Medikation beobachten, ob sich sein Zustand in den nächsten Tagen weiter stabilisiert, um dann zu entscheiden, ob man ihm den Transport zumuten kann.
Anna_Fritscher
Beiträge: 44
Registriert: Di Jul 01, 2014 10:58 am

Re: 5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von Anna_Fritscher »

Hallo,

erstmal bitte ich Sie um Verständnis dass wir keine Diagnosen bestätigen oder genaue Therapieempfehlungen geben können ohne Ihr Tier selbst untersucht zu haben.

Generell ist die Diagnose HCM noch kein direktes Todesurteil, egal wie dick die Wand gemessen wurde. Auch die Prognosestellung hängt nicht nur von der Wanddicke der linken Herzkammerwand ab.

Sie können gerne jederzeit bei uns in der Tierkardiologie unter 089-21802650 einen Termin vereinbaren.

Oft kann man Tieren selbst mit hochgradiger Herzerkrankung noch eine gute Lebensqualität ermöglichen, durch optimale Einstellung der Therapie.

Bei Ihrem Kater ist es jetzt besonders wichtig dass sie zu Hause weiterhin die Ruheatemfrequenz zählen. Diese sollte immer unter 40/min liegen. Sollte die Ruheatemfrequenz dauerhaft erhöht sein oder Ihr Kater verstärkt mit dem Bauch mit atmen, melden Sie sich bitte direkt bei Ihrem betreuenden Tierarzt, damit ein mögliches erneutes Lungenödem ausgeschlossen werden und ggf. die Entwässerungstherapie erhöht werden kann.

Der Thrombus im Herzen wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr verschwinden. Durch den Thrombus besteht ein erhöhtes Risiko einer Aortenthrombose, wobei ein kleiner Teil des großen Thrombus abgespalten werden kann und in den Blutkreislauf abgeschwemmt wird, wo er dann meistens in der Aortenaufzweigung der Hintergließmaßen stecken bleibt und die Blutgefäße der Hinterbeine verschließt. Dadurch hat die betroffene Katze große Schmerzen und ist meist in den Hintergliedmaßen gelähmt.

Um dieser Komplikation vorzubeugen bekommt ihr Kater bereits einen Gerinnungshemmer, das Clopidogrel. Nach der Entwässerungstablette (Furosemid) ist diese Tablette jetzt auch sehr wichtig für Ihren Kater. 

Ob Sie ihm den Transport zumuten können, können am besten Sie selbst beurteilen. Wenn er sonst gut drauf ist, frisst und aufgeweckt ist spricht aus unserer Sicht nichts dagegen.

Völlig richtig ist das die Lebensqualität Ihres Katers das Allerwichtigste ist. Eine hohe Lebensqualität muss das Ziel jeder Therapie sein. Solange es Ihrem Kater so gut geht zu Hause müssen Sie sich keine Gedanken ums Einschläfern machen.

Wenn wir sonst noch etwas für Ihren Kater tun können melden Sie sich gerne bei uns!

Alles Gute,
Anna Fritscher
Tier
l2009
Beiträge: 2
Registriert: Sa Jan 10, 2015 3:56 pm

Re: 5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von l2009 »

Guten Abend,

vielen Dank für die Informativen und ermutigenden Antworten.
Die Untersuchung am Montag war sehr gut. Die Lunge ist frei, der Atem in Ordnung. Seine Herzfrequenz war mit starker Aufregung bei 150. Auch das wurde als positiv eingeschätzt.
Am Dienstag hab ich ihm die Fahrt dann zugemutet. Er hat sie sehr gut verkraftet. Seitdem ist er so aktiv, wie die ganze letzte Woche gesamt nicht. Er frisst, er bettelt, er streift durch die Wohnung als ob es eine Entdeckungstour ist und er wird nicht müde, Vögel und die Nachbarkatzen durch die Balkontür zu beobachten.

Sie haben mir bei der sehr schockierenden Diagnose etwas Licht ins Dunkle gebracht. Vielen Dank :)
Wlaschim
Beiträge: 3
Registriert: Mo Sep 05, 2016 4:27 pm

Re: 5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von Wlaschim »

Hallo.
Ich bin neu hier.
Bei unserer Dame, eine BKH, wurde vorigen Dienstag, HCM im Endstadium festgestellt.
Sie weißt aber noch keinerlei Symthome auf.
Gestern wurde ein Blutbild erstellt, was in Ordnung war.
Die Atemzüge, wenn sie schläft, liegen bei 30 pro Minute. Hab sie am Körper beobachtet.
Medikamente, bekommt sie 1/8 atenolol pro Tag, und alle 3 Tage ein Viertel Aspirin.
Momentan ist sie etwas ko, weil wir sie gestern zum Tierarzt gebracht haben, da sie nach den Medikamenten nicht gut reagiert hat, und nur mehr herumgelegen ist. Ihr Körper war auch eher kühl.
Die herzwand ist 8 mm dick, der Muskel ist eineinhalb mal so groß wie er sein sollte.
Auf was sollt ich jetzt alles genau achten?
Vl kann mir einer wichtige Hinweise geben.
Wie kämpfen grad mit uns selbst, das wir akzeptieren, das es keine Heilung gibt.
Vielen Dank.
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: 5 jähriger Kater mit HCM im Endstadium

Beitrag von mtorti »

Guten Morgen,

Es tut uns leid, dass bei Ihrer Katze eine HCM festgestellt wurde. Weitere Informationen über die Erkrankung und Tipps zum Umgang damit finden Sie auf unserer Homepage: https://www.tierkardiologie.lmu.de/besi ... athie.html
Es ist gut, dass Sie die Atemfrequenz Ihrer Katze zählen. Normalerweise liegt sie bei bis zu 30 Atemzügen pro Minute, wenn Ihre Katze ruhig schläft. Eine erhöhte Atemfrequenz könnte ein erster Hinweis auf eine beginnende Dekompensation (beginnender Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge = Lungenödem) sein. Bitte kontaktieren Sie in diesem Fall Ihren Haustierarzt, sodass mittels Röntgen ein Lungenödem abgeklärt werden kann und gegebenenfalls therapeutisch versorgt werden kann.
Bezüglich Ihrer Frage zu Atenolol: Atenolol ist ein selektiver Betablocker, der speziell am Herz wirkt. Die wichtigste Wirkung von Atenolol ist eine Senkung der Herzfrequenz und damit eine verlängerte Entspannungsphase des Herzens. Damit wird die Blutversorgung des verdickten Herzmuskels verbessert. Atenolol gibt es in verschiedenen Stärken. 1/8 der 50mg Tablette oder 1/4 der 25mg Tablette enthält gleich viel Wirkstoff, daher ist beides möglich. Mögliche Nebenwirkungen von Atenolol umfassen Bradykardie (erniedrigte Herzfrequenz), Hypotension (Blutdruckabfall), Inappetenz, Lethargie und Depression innerhalb weniger Stunden nach der Medikamentenapplikation. Ob für Ihre Katze die Nebenwirkungen die positive Wirkung übersteigen, müssen Sie mit Ihrem behandelnden Tierarzt besprechen. Die Medikation wird individuell angepasst und kann nicht beurteilt werden, ohne Ihr Tier untersucht zu haben.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Katze alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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