HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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pfux
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HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Guten Abend,

ich brauche dringend Hilfe für meinen Kater, bei dem vor 2,5 Wochen HCM diagnostiziert
wurde. Er ist 2 Jahre alt, EKH (mit vermutetem Rassenmix, da sehr groß), kastriert und hatte
keinerlei Symptome außer Herzgeräusche. Gerade erbricht er seit 4 Tagen und ich bin verzweifelt.

Nachfolgend der komplette Bericht. Ich bin Ihnen für jeden Rat sehr herzlich dankbar!

--- Kardiologischer Bericht---

Anamnese/Klinische Symptomatik:

Bei Routineuntersuchung sind Herzgeräusche aufgefallen, dabei gutes Allgemeinbefinden, guter Appetit,
aktiv, ab und zu schweres Atmen nach Belastung, Niesen etwa 1 x wöchentlich, kein Husten, kein Hecheln;
heutige Herzuntersuchung zur Klärung der kardialen Verhältnisse

Bisherige Therapie: Keine

Allgemeine Untersuchung:

Guter Allgemein- und Ernährungszustand, aufmerksam und munter, leichte Tachypnoe, Schleimhäute rosarot, KFZ < 2 s, Rachen unauffällig,
sonst aus kardiologischer Sicht adspektorisch und palpatorisch o. b. B.

Auskultation:


Herz: Tachykardie, systolische Herzgeräusche Grad IV/VI links > rechts, regelmäßiger Herzrhythmus, kein Pulsdefizit
Lunge: Normales Vesikuläratmen, leicht forcierte Atembewegungen

Doppler-Echokardiografie:

Wände des linken Ventrikels verdickt (IVSd 5,9 mm, LVPWd 7,3 mm), insgesamt erhöhte myokardiale Echogenität, LV-Papillarmuskeln vergrö-
ßert
Linksventrikulärer Ausflusstrakt durch septale Wulstbildung subvalvulär eingeengt, mit 13,4 mm normaler supravalvulärer Durchmesser der
Aortenwurzel, morphologische Beschaffenheit und Motilität der Taschenklappen unauffällig, turbulentes Flussprofil der Aorta im Farbdoppler,
dabei keine diastolischen Regurgitationssignale, Vmax im CW-Doppler mit 5,15 m/s stark erhöht
Rechtsventrikulärer Ausflusstrakt durch Muskelwülste ebenfalls eingeengt, Vmax der A. pulmonalis im CW-Doppler mit 3,04 m/s erhöht
Deutliche funktionelle Mitralisinsuffizienz als Folge des SAM-Effektes (Vreg der systolischen Regurgitation 4,71 m/s)
Linker Vorhof dilatiert (LA/Ao-Verhältnis in der Längsachse 1,0, LAs-2D 20,4 mm), keine smoke-Zeichen
Diastolisch unelastisch reagierendes LV-Myokard (E-Welle des transmitralen Flusses mit 1,07 m/s erhöht)

Leichter Perikarderguss

Sonstige Befunde: Normale Diameter des rechten Vorhofes und rechten Ventrikels, normale Stärke der rechtsventrikulären Vorderwand, nor-
male Funktion der Trikuspidalis, gute myokardiale Kontraktilität, keine Septumdefekte, kein Pleuraerguss, Herzfrequenz um 225/min, Herzrhyth-
mus unauffällig

Diagnose:

Hypertroph-obstruktive Kardiomyopathie mit funktioneller Mitralisinsuffizienz

Beurteilung:

Die Herzuntersuchung des Patienten hat leider die bei Katzen so häufig vorkommende obstruktive Form der Hypertrophen Kardiomyopathie
ergeben. Dabei haben sich die linksventrikulären Wände auf Kosten des linksventrikulären Diameters verdickt und sie reagieren diastolisch steif.
Im Rahmen der Verdickungen bildet das Interventrikularseptum einen basalen Wulst aus, durch den der linksventrikuläre Ausflusstrakt stark
eingeengt wird. Auch der rechtventrikuläre Ausflusstrakt wird – weniger stark – eingeengt und die Mitralis ist als Folge des SAM-Effektes insuffi-
zient geworden.
Die Veränderungen haben bereits zu einer ausgeprägten Dilatation des linken Vorhofes und zu einem leichten Perikarderguss geführt. Intensive
herztherapeutische Maßnahmen sind indiziert. Die langfristige kardiologische Prognose bleibt leider dennoch ungewiss. Die Gefahr einer Arteri-
ellen Thrombembolie besteht aktuell nicht.

Therapieempfehlung:


Es wird zu folgenden Maßnahmen geraten:

    ACE-Hemmer: z. B. Benazepril 5 mg Tabletten, 1 x täglich 1[ch8260]2 Tabl.
    Diuretikum: Furosemid 10 mg Tabletten, 2 x täglich 1 Tabl.
    Spironolacton: z. B. Prilactone® 10 mg Tabletten, 1 x täglich 11[ch8260]2 Tabl. (alternativ Tempora® 50 mg Tabletten, Fa. Albrecht, 1 x täglich 1[ch8260]4 Tabl.)
    [ch946]-Rezeptorenblocker Atenolol: Atenolol 25 mg Tabletten, eine Woche lang 1 x täglich 1[ch8260]4 Tabl., dann 2 x täglich 1[ch8260]4 Tabl.
    Omega-3-Fettsäuren, z. B. Cardiguard® Lösung, 1 x täglich 2 Pumpstöße


Eine kardiologische Kontrolluntersuchung wäre bei einer klinischen oder auskultatorischen Verschlechterung sofort, ansonsten in etwa einem
Jahr ratsam.

--- Ende Bericht ---


Atmung/min liegt relativ stabil bei 25-28.
Seit 2 Wochen werden alle Medikamente außer Atenolol eingenommen.
Furosemid wurde nach einer Woche auf 2x täglich 0,5 Tabletten reduziert,
da ich berichtet habe, dass er sehr viel trank.

Am letzten Donnerstag waren wir zur Kontrolle beim TA. Der Kater war extrem aufgeregt
auf dem Weg und wurde vor Ort schlicht panisch. Er zitterte am ganzen Körper und konnte
sich kaum auf den Beinen halten. Unüblich für ihn. In dem Zustand wurde er abgehört und
sein Herz für zu rasend trotz Nervosität befunden. Entsprechend sei es an der Zeit Atenolol
zu verabreichen.

Am Freitag wurde ihm morgens erst- und einmalig 1/4 Atenolol
verabreicht. Ca. 1 Stunden später hat er alles erbrochen. Im Laufe des
Tages hat er mit Appetit gegessen und immer wieder alles erbrochen.
Rund 7 Mal und wurde immer schlapper. Nachts wurde weiter erbrochen.
Am Samstag hat er nichts mehr gegessen und weiter erbrochen - irgendwann nur
noch gelben Schaum. Am Samstag hat er keinerlei Tabletten mehr bekommen.
Die Nacht wurde weiter erbrochen. Am Sonntag morgen hat er einen knappen
Löffel gegessen und innerhalb von 2-3 Minuten wieder erbrochen. Ich habe das Gefühl,
er hat schon Hunger, schnuppert, aber isst nicht oder erbricht wieder.

Ich bin zum TA. Da hat er 3 Spritzen bekommen. Darunter waren Antibiotika (keine Ahnung
wofür), Buscopan, Emeprid und vielleicht noch etwas. Es hat den ganzen Tag angehalten,
dass er sich nicht mehr übergeben hat. Er hat nur wenig gegessen. Nachts hat er wieder
erbrochen.

Am Montag (heute) sind wir wieder zum TA und haben 2 weitere Spritzen bekommen. Seit dem isst
er nur sehr wenig und liegt nur stundenlang an der selben Stelle in der selben Position (sonst sehr agil und aktiv).
Noch hat er nichts mehr erbrochen. Er ist aber extrem schlapp.
Schleimhäute sind rosa, dehydriert ist er laut TA nicht, hat sichtliche Bauchschmerzen, keinen Darmverschluss.

Wenn er wieder erbricht, sollen wir morgen wieder hin und Blut abnehmen lassen, um festzustellen,
ob andere Organe involviert sind. Im Moment wird es auf Atenolol zurückgeführt, weil andere Ursachen
nicht festzustellen sind. Zwei weitere Kater im Hausalt sind gesund.

Meine Fragen:
1. Ist es eine bekannte Reaktion auf Atenolol? 4 Tage Erbrechen von einmalig 1/4 Tablette?
2. Halten Sie es für sinnvolle Behandlung, Antibiotika &Co. zu spritzen, oder ist es ein Griff ins Blaue
aus Ahnungslosigkeit? Was kann für ihn tun? Ich verzweifele.
3. Wir sollen laut dem Kardiologen erst in 1 Jahr wieder zur Kontrolle. Ich verstehe das nicht, laut
dem Bericht ist die Krankheit sehr fortgeschritten, die Menge an Medikamenten spricht für ernsten
Zustand. Die Begrüdung für die Frist - er zeigt noch keine Symptome.
4. Welche alternative gibt es für Atenolol, ist es überhaupt schon nötig? Laut Bericht hat er ja
keine Rhytmusstörungen.


Ich bin Ihnen sehr dankbar für jede Hilfe, die Sie mir geben können.
Grüße,
Anna
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Atenolol ist ein Herzspezifischer Betablocker, der nicht nur bei Herzrhythmusstörungen verwendet wird. Bei einer obstruktiven Hypertrophen Kardiomyopathie kann der Einsatz von Atenolol indiziert sein. Jedoch sollte die Therapie nicht gestartet werden, wenn der Patient sich im akuten Herzversagen befindet. 
Jedes Medikament, welches oral verabreicht wird, kann prinzipiell Magen-Darm-Nebenwirkungen verursachen. Diese sollten aber zeitnah nach Absetzen des Medikamentes verschwinden. Daher erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass das langandauernde Erbrechen alleinig durch das Atenolol verursacht worden ist. Vor allem, da Atenolol ein sehr gut verträgliches Medikament ist.
Bezüglich der von Ihrem Tierarzt durchgeführten Therapie kann ich leider ohne Ihren Kater selbst untersucht zu haben keine Aussage treffen.
Der Zeitpunkt bis zur nächsten kardiologischen Kontrolle hängt ebenfalls sehr von den jeweiligen Befunden und dem individuellen Patienten ab. Generell sollten Patienten, welche bereits Medikamente erhalten häufiger kontrolliert werden, als asymptomatische Patienten ohne Medikamente.  Diese Kontrollen müssen jedoch nicht immer zwingend im Rahmen einer Echokardiographie erfolgen, sondern können auch aus einer rein klinischen Nachkontrolle in Kombination mit einer Laboruntersuchung oder in manchen Fällen einem Röntgenbild stattfinden. Wenn bei Ihrem Kater bisher noch keine Blutwertkontrolle erfolgt ist, rate ich Ihnen dringend diese durchführen zu lassen. Denn die Medikamente, welche er bekommt, können zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion und einem damit einhergehenden Anstieg der Nierenwerte, als auch einem Ungleichgewicht im Salzhaushalt führen. Ein Anstieg der Nierenwerte im Blut sowie manche Blutsalzverschiebungen können Übelkeit, Inappetenz und Erbrechen verursachen. Jedoch gibt es noch viele weitere Differentialdiagnosen für das Erbrechen.

Ich drücke Ihnen und Ihrem Kater fest die Daumen und wünsche Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
pfux
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Registriert: Mo Nov 09, 2015 4:44 pm

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Herzlichen Dank für die schnelle und aufschlussreiche Antwort!

Zwischenzeitlich wurde ein Blutbild gemacht.

Nur folgende Werte weichen von der Norm ab:

[font=Courier New]Natrium                          146  -   ( 147 - 159 )  mmol/l
Glucose                          156  +   ( 63 - 140 )   mg/dl
Leukozyten                       4.3  -   ( 6 - 11 )     G/l
Thrombozyten                     138  -   ( 150 - 550 )  G/l
Segmentkernige  (absolut)        2040  -  ( 3000 - 11000 ) /ul[/font]

Pankreatitis ist einem Ergänzungstest ausgeschlossen worden.

Bis auf die leicht niedrige Leukozytenanzahl sollen die Abweichgunen im
Rahmen der Krankheit bzw. der eingenommenen Medikamente sein.
Die niedrigen Leukozyten seien für eine reine Hauskatze ebenfalls nicht
ungewöhnlich.

Die genaue Ursache der Verdauungsprobleme konnte im Blutbild also
nicht gefunden werden. Zudem berichtete der TA, er habe genau so einen
Fall vor einigen Jahren mit einem Hund gehabt - derselbe Verlauf nach
einmaliger Atenolol-Einnahme.

Mittlerweile (nach insgesamt  Tagen) hat der Kater alles überstanden und
ihm geht es wieder prächtig. Die Handhabung der Beta-Blocker wird mit einem
Kardiologen abgesprochen, da kann ich noch nichts näheres sagen.

Vielen Dank,
Anna
pfux
Beiträge: 6
Registriert: Mo Nov 09, 2015 4:44 pm

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Guten Abend!

Bei der letzten Herzuntersuchung ist herausgekommen, dass es keine Besserung am Herzen gibt.
Die Wanddicke hat weiter zugenommen. Allerdings keine Smoke-Zeichen und keine akute Thrombengefahr.
Die Flüssigkeit aus dem Perikard ist komplett weg.
Daher wurde die Menge Prilactone verdoppelt auf 25-30 mg täglich.

Seit einigen Tagen sehe ich bei meinem Kater die Beine (vor allem die hinteren) zucken, wenn er sich
auf den Rücken dreht. Das hat er bisher nicht gemacht. Kann es etwas mit den Medikamenten zu tun haben?

Er zeigt sonst kaum Symptmose, atmet nur relativ laut und trinkt sehr auffällig viel.
Sollte ich bei der Menge an Tabletten die Nieren besonders im Auge behalten?

Gibt es außer der medikamentösen Behandlung noch andere Möglichkeiten? Operative Eingriffe?
Herztransplantation? Oder ist das Tier seiner Krankheit chancenlos ausgeliefert?

Vielen Dank,
Anna
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

es tut mir leid zu hören, dass die Erkrankung bei Ihrem Kater weiter vorangeschritten ist. Jedoch kann durch die medikamentöse Therapie keine Heilung der Erkrankung erzielt, sondern nur das Voranschreiten verlangsamt werden. Dem Wirkstoff Spironolacton (z.B. als das Präparat Prilactone) wird eine antifibrotische Wirkung nachgesagt, dessen klinische Relevanz jedoch nicht klar ist. Das Risiko einer Thrombembolie besteht, sobald der linke Vorhof deutlich vergrößert ist und es zu einem verlangsamten Blutfluss v.a. im linken Herzohr kommt. Selbstverständlich ist das Thromboserisiko höher anzusehen, wenn bereits Mikrothromben (sog. Smoke) in der Echokardiographie ersichtlich sind.

Dass es sich bei den von Ihnen beschriebenen Symptomen um eine direkte Nebenwirkung der Medikamente handelt, ist mir nicht bekannt. Jedoch kann es durch die Entwässerung zu einer Veränderung im Salzhaushalt gekommen sein, welche möglicherweise eine Erklärung für die Symptomatik sein kann. Daher rate ich Ihnen zu einer Kontrolle der Blutsalze (Elektrolyte). Außerdem sollten die Nierenwerte regelmäßig kontrolliert werden, da es durch die Entwässerung zu einem Anstieg dieser kommen kann.

Eine Behandlung über die medikamentöse Therapie hinaus in Form einer chirurgischen Therapie ist leider nicht möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
pfux
Beiträge: 6
Registriert: Mo Nov 09, 2015 4:44 pm

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Ich danke Ihnen vielmals!

Bei Bonny besteht weiterhin Tachykardie, systolische HG Grad IV/VI links > rechts, regelmäßiger HR ohne Pulsdefizit.
Der linke Vorhof ist innerhalb von 6 Monaten von LAs-2D 20,4 auf 22,5 mm "angewachsen".
Ist das schon bedrohlich viel und die Entwicklung trotz der Medikamente schnell?

Wie Regelmäßig sollte ein Bluttest gemacht? 1 mal in 6 Monaten, 3? Leider hat uns niemand
bisher darauf hingewiesen. Wie gefährlich können solche Schwankungen im Salzhaushalt sein?
Kann ich dem irgendwie entgegenwirken? Andere Futtersorten, Vitamine?

Wie sieht es aus, wenn die Nierenwete nicht in Ordnung wären? Würde man zwischen Herz- und
Nierenproblematik abwägen und ggf. Medikamente absetzen?

Glauben Sie, eine einmalige Untersuchung in Ihrer Klinik wäre sinnvoll und würde uns weiter brginen?
Die eigentliche Behandlung müsste dennoch von einem Tierarzt hier vor Ort stattfinden.

Sie leisten tolle Aufklärungsarbeit. Großen Dank dafür.
Anna
s.hertzsch
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Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

bei einem Vorhof in der Größenordnung, wie es bei Ihrem Kater der Fall zu sein scheint, ist das Risiko für eine Thrombembolie als auch ein erneutes Herzversagen deutlich erhöht. Die Größenzunahme spricht leider für eine Progression der Erkrankung. Jedoch wird für die genaue Beurteilung der individuelle Patient mit all seinen Untersuchungsbefunden berücksichtig, sodass ich, ohne das gesamte Bild zu kennen, keine Aussage treffen kann.

Die Zeitabstände zwischen den Blutwertkontrollen hängen von den gewählten Medikamenten und der genauen Dosierung als auch den Ergebnissen bisheriger Tests ab. Wenn wir bei unseren Patienten mit einer Entwässerungstherapie starten, kontrollieren wir nach spätestens 1 Woche die Nierenwerte und Blutsalze. Sind die Werte dann verändert, erfolgt selbstverständlich eine frühere Kontrolle als bei Werten im Normbereich. Den genauen Zeitpunkt der nächsten Kontrolle besprechen Sie daher am besten mit Ihrem behandelnden Tierarzt.
Eine Supplementierung ist nur dann notwendig, wenn ein Mangel an Blutsalzen besteht. Sollten die Nierenwerte bei einer Kontrolle deutlich erhöht sein, wird versucht die Entwässerungstherapie auf das notwendige Minimum zu reduzieren. Ist ein Patient jedoch einmal im Herzversagen gewesen, bedarf es einer lebenslangen Entwässerungstherapie. Abgesetzt können die Medikamente daher nicht werden. In diesen Situationen erfolgt dann ein Balanceakt zwischen ausreichender Entwässerung unter bestmöglichem Schutz der Niere. Im Zweifel fällt jedoch die Entscheidung zugunsten des Herzens.

Gerne können Sie einen Termin bei uns in der Tierkardiologie vereinbaren. Selbstverständlich können anschließend die weiteren Kontrollen bei Ihrem Tierarzt vor Ort erfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
pfux
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Registriert: Mo Nov 09, 2015 4:44 pm

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Guten Abend...

Erneut großer Dank.
Das beunruhigt mich sehr. Bonny hat in seinem Leben nur eine Blutuntersuchung gehabt, die
zuvor von mir beschriebene mit den abweichenden Werten. Das war als er sich tagelang übergeben hatte,
daher vermutlich nicht repräsentativ. Wir holen es in den kommenden Tagen nach.

D.h. ich muss quasi jederzeit mit Thromben oder Herzversagen rechnen? Was genau heißt, dass er sich im Herzversagen befindet?
Es geht ihm doch eigentlich noch gut.. Darauf wäre ich derzeit nicht vorbereitet im Sinne der nötigen Maßnahmen.
Spielt es irgend eine Rolle, dass Bonny ein sehr großer Kater ist, dass das Herz schon aufgrund seiner
Körpergröße eher größer ist?

Wir haben einen sehr weiten Weg nach München, es wäre eine lange Zugfahrt oder ein Flug mit 1-2 Übernachtungen.
Das ist für Bonnys Zustand sicher nicht gut. Was könnte ich mir bei einer Untersuchung in Ihrer Klinik versprechen?
Existiert theoretisch noch ein Weg die Krankheit (eher) aufzuhalten, der bei Ihnen noch gefunden werden könnte?
Wie sieht so eine Untersuchung aus? Was würde alles gemacht werden? Wäre es für einen ganzen Tag oder sogar länger?
Lohnt sich für ihn die Stress/Nutzen Rechnung?

Was kann ich denn noch für ihn tun?

Vielen Dank,
Anna
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Herzversagen bedeutet, dass das Herz seine normale Leistung nicht mehr erbringen kann und es in Bonny’s Fall zu einem Rückstau von Flüssigkeit in die Lunge (sog. Lungenödem) oder die Brusthöhle (Thoraxerguss) kommt. Als Folge dessen würde Bonny Atemnot entwickeln, welche sich in Form einer erhöhten Atemfrequenz und/oder einer angestrengteren Atmung zeigen würde. Das Risiko für eine Thrombembolie besteht, wie bereits erwähnt, sobald der linke Vorhof deutlich vergrößert ist und es zu einem verlangsamten Blutfluss im linken Herzohr kommt.

Selbstverständlich können sehr große Kater etwas größere Herzen haben, jedoch wird dies in der Interpretation der Befunde mit berücksichtig. Die bei Bonny festgestellte Wanddicke ist leider auch für einen großen Kater deutlich zu dick.

Bei einer Untersuchung in unserer Klinik wird Bonny zunächst klinisch untersucht. Abhängig von den Befunden der klinischen Untersuchung und Bonnys Zustand werden die weiteren möglichen Untersuchungsmethoden wie Röntgen, Ultraschall, EKG oder Blutuntersuchungen mit Ihnen besprochen. Durch die Untersuchungen kann der aktuelle Status von Bonnys Herzerkrankung ermittelt werden und die Medikamente hinsichtlich seines momentanen Zustands beurteilt und ggf. angepasst werden. Die Untersuchungen werden in der Regel an einem Tag zumeist innerhalb von 1 Stunden durchgeführt. Jedoch kann es bei Patienten mit einem schlechten Allgemeinbefinden notwendig sein, sie stationär aufzunehmen, um ihnen zwischen den Untersuchungen ausreichende Erholungspausen zu gewähren.

Ob eine Anpassung der Medikation bei Bonny sinnvoll ist und hierdurch das Voranschreiten der Erkrankung verzögert werden könnte, können wir, ohne Bonny selbst klinisch untersucht zu haben, leider nicht beurteilen. Daher ist es für uns auch nicht möglich, Ihnen die Entscheidung bezüglich einer Vorstellung bei uns abzunehmen. Eine Empfehlung hinsichtlich möglicher zusätzlicher Unterstützung des Herzens kann Ihnen daher zum jetzigen Zeitpunkt am besten Ihr behandelnder Tierarzt geben.

Mit freundlichen Grüßen,

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
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pfux
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Registriert: Mo Nov 09, 2015 4:44 pm

Re: HCM, Medikamenten-Koktail, Erbrechen

Beitrag von pfux »

Ich danke Ihnen vielmals!
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