Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

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Moderator: j.schöbel

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k2017
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Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

Beitrag von k2017 »

Guten Tag,

ich wollte fragen, ob es Studien gibt über die Einstellung von Medikamenten bei Katzen , die an einer Hypertheorose , HCM sowie Hypertonie leiden und bei denen der T4 Wert sowie Blutdruck , zunächst ansteigen , wenn man mit der Behandlung der Hypertheorose unter einer zu hohen Dosierung des SDÜ Medikaments beginnt und sich die Senkung des Bluthochdrucks infolgedessen als schwierig gestaltet ?

Folgender Fall :
Meine 18 Jahre alte Katze leidet an den oben genannten Krankheiten, von denen die Hypertonie (nebst einer leichten CNI und einem T4 Wert im oberen Referenzbereich) im Januar aufgrund einer Netzhautablösung diagnostiziert wurden. Mittels Amlodipin ( eine Tablette-1,2 mg /Tag ) konnte die Netzhautablösung korrigiert werden.

Als im August im Rahmen einer Arthrosebehandlung wieder ein Blutbild angefertigt wurde, riet die TÄ ( Kleintierpraxis) der behandelnden
" Haustierärztin" , u.a., aufgrund des leicht erhöhten T4 Wertes eine SDÜ Behandlung zu beginnen und die Nieren mit Semintra zu unterstützen.

Ende August wurde die Katze mit 5 mg Thiamatab ( morgens 2,5 mg und abends 2,5 mg) und Semintra ( nebst der täglichen Amlodipin Tablette und erneuter SUC Therapie ) eingestellt.
Das Blutbild drei Wochen später zeigte, dass der T4 Wert stark angestiegen war , die Leberwerte alle total durch die " Decke geschossen waren "; einzig die Nierenwerte waren unverändert. Die TÄ riet, Thiamatab auf 7,5 mg/ Tag zu erhöhen und Amplodipin ganz wegzulassen, da dieses angeblich für die stark erhöhten Leberwerte zuständig war.--- Aufgrund meiner Erfahrung im Januar und dem Ratschlag des damaligen Augenarztes ( die Katze müsse Amplodipin bis zu ihrem Lebensende nehmen), wagte ich es nicht , Amlodipin abzusetzen, sondern reduzierte Thiamatab auf 2,5 mg/ Tag ( normalerweise halte ich mich an die Anweisungen der TÄ, nur in diesem Fall war mir das zu riskant und ich hatte aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit, sofort eine Zweitmeinung einzuholen).

Anfang Oktober stellte ich die Katze dann einer Kardiologin vor , da man merkte, dass sie wie im Januar wieder erblindete und ich vermutete, der Blutdruck müsse trotz Amlodipin erhöht sein.

Der Befund ergab :

Allgemeine Untersuchung:
KGW 2,85 kg ( Gewicht in jüngeren Jahren 3,1 kg) , T 37,7°C, Schleimhäute blassrosa, Mandibularlymphknoten obB,
Herz auskultatorisch NG 3/6 systolisch, Lunge auskultatorisch bds obB,
Femoralispuls bds deutl. + gleichm., Abdomen plapatorisch weich + nicht dolent.
Augenhintergrund: Retinaablation mit Erweiterung der darunterliegenden
Gefässe, Pupillarreflex normal, Drohreflex normal.

Echokardiographie:
Perikard enganliegend, keine freie Flüssigkeit
Wände normotroph IVSd 3.65 mm, LVPWd 4.54 mm, 2 D allseits < 5 mm
LVIDd 14.35 mm - Index 1.055
LVIDs 6.93 mm - Index 0.498
FS 52%
EF (Teichholz) 86%
LA/Ao 1.3, LA Diam 10.97 mm – linkes Atrium nicht vergrössert
rechtes Atrium nicht vergrössert
Mitralis + Trikuspidalis obB
Aorta: Klappen obB, Fluss laminar, v max 1.08 m/s
Pulmonalis: Klappen obB, Fluss laminar, v max 0.97 m/s
EKG (Sinusrhythmus) regelm. → + gleichm., HR 179-188/ Min

Der T4 Wert lag mitten im Referenzbereich und die Nierenwerte
( BUN/ Krea) hatten sich verdoppelt.

Über 10 Tage sollten wir versuchten , das Amplodipin auf 1 1/4 Tabletten zu erhöhen und das SDÜ Medikament (Thyronorm) zu reduzieren ( 0,3 ml =1,5 mg /Tag ) , in der Hoffnung, damit eine Senkung des Bluthochdrucks zu erreichen. Nach 3 Tagen brach ich das Experiment mit Zustimmung der Kardiologin ab, da die Katze sehr schlapp wurde ( Amplodipin wurde wieder auf eine Tablette/ Tag reduziert).

Bei einer Untersuchung am 20.10.2017 ergab sich, dass der Bluthochdruck sich nicht verändert hatte und der T4 Wert in den oberen Referenzbereich gestiegen war. Danach versuchten wir erneut , die Katze mit 1 1/4 Tabletten Amlodipin und einer etwas höheren Dosis Thyronorm ( 04, ml / Tag ) zu behandeln, welche diesmal morgens und abends gegeben werden sollten, um die Katze nicht zu sehr zu belasten. Zudem erhält sie Semintra, SUC und auf Anraten einer Heilpraktikerin Arnica C1000 ( 1 Globuli/ Tag). Nach 4 Tagen merkte man, dass es mit der Katze zusehends bergauf ging. Die AF lag im Ruhen bei 20 / Min . Nach leichter Bewegung stieg die AF auf 34-38/Min. Sie war recht munter für ihr Alter und die Sehbehinderung scheint sie nicht grossartig zu stören
Auffällig war einzig, dass sie nach der Fütterung Abends und vor der Medikamentengabe eine Art "Durchhängerphase " hatte, welche sich aber im Laufe der Testphase verminderte.

Bei einer weiteren Kontrolluntersuchung vor 3 Tagen war der Blutdruck nur leicht gesenkt und die TÄ bemerkte, dass die Katze mitunter an einem schwankendem Bluthochdruck leidet. Über 4 Tage machen wir jetzt einen Test mit einer Reduzierung von Amlodipin auf eine ¾ Tablette bei 0,4 ml Thyronorm.
Es fiel schon im Laufe des Tages nach der Kontrolluntersuchung auf, dass die Katze um einiges schlapper wirkt.

Aufgrund der oben geschilderten Erfahrung würde es mich interessieren, ob solche Fälle häufiger vorkommen und ob es, wie schon oben erwähnt, es Studien darüber gibt.


Mit frdl. Grüssen,
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

es scheint sich bei Ihrer Katze um eine sehr komplexen Fall zu handeln. Daher ist es sehr schwierig, ohne die Katze selbst untersucht zu haben und alle Befunde zu kennen, eine Aussage über den Verlauf bzw. die Therapie zu geben. Generell ist jedoch bei der Interpretation von Laborwerten die genaue Testmethode mit zu berücksichtigen. Einen Anstieg der Schilddrüsenwerte unter Therapie spricht in der Regel für eine unzureichende Medikation oder, je nach Testmethode, für einen Laborfehler. Wenn ein Bluthochdruck aufgrund einer Schilddrüsenüberfunktion besteht, sollte sich dieser unter adäquater Therapie der Schilddrüsenüberfunktion senken. Es gibt jedoch auch noch andere Ursachen für einen Bluthochdruck wie z.B. eine chronische Niereninsuffizienz. Ebenso wie bei den Laborwerten ist es bei der Interpretation von Blutdruckwerten wichtig, die Art der Messmethode, die Durchführung als auch die Umgebungsfaktoren mit zu berücksichtigen. Mir ist bisher keine Studie zu einem Fall wie Ihrem bekannt. Sollte sich die Klinik Ihrer Katze im weiteren Verlauf nicht besser, empfehle ich Ihnen erneut bei einem Tierarzt Ihres Vertrauens vorstellig zu werden und gegebenenfalls sogar den Fall neu aufzuarbeiten.

Mit freundlichen Grüßen,

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilins-Universität München
k2017
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Registriert: Di Okt 31, 2017 3:00 pm

Re: Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

Beitrag von k2017 »

Guten Tag,
vielen Dank für Ihren Ratschlag ! Inzwischen habe ich mir eine Zweitmeinung eines Kardiologens eingeholt und der Fall sieht so aus :
( eigenartig, dass das keinem der vorherigen Tierärzte aufgefallen ist)

- die Katze leidet an einem renokardialen Syndrom (RKS) - siehe Anhang.
Bericht(Mochi) 9.01.2018.jpg
Bericht(Mochi) 9.01.2018.jpg (199.34 KiB) 4977 mal betrachtet
Der hohe Blutdruck hat mit der Schilddrüse nichts zu tun.

Das Amodip wurde abgesetzt, da es die RAAS Aktivierung unterstützt und durch Fortekor sowie Atenolol ersetzt.

Eine Frage hätte ich dennoch :
-muss ich jetzt darauf vorbereitet sein, dass die Harn/ Kreawerte wieder ansteigen ? (Seit Oktober sind sie stark gefallen und bei einem Kontrolltest am 4.01.2018 lagen beide fast wieder in der Referenz. Bisher dachte ich, dass käme durch die Gabe von Lespedeza Sieboldii, Berberis sowie Cordyceps sinensis und SUC
- die Katze wirkt nach 2 Tagen Fortekor/ Atenolol ein bisschen schlapp. Ist das nur vorübergehend und wird das ein Dauerzustand ?

Mit frdl. Grüssen,
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Fortekor ist ein ACE-Hemmer, welcher die Wirkung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-System hemmt. Jedoch ist seine Blutdrucksenkende Wirkung in der Veterinärmedizin lediglich als mild einzustufen. Daher ist es bei einem hochgradigen Bluthochdruck, welcher bereits zu klinischen Symptomen geführt hat, in der Regel nicht ausreichend um den Blutdruck adäquat zu senken. In diesen Fällen bedarf es stärkere Blutdrucksenkende Medikamente wie z.B. das Amlodipin, welches auch mit einem ACE-Hemmer kombiniert werden kann. ß-Blocker, wie das Atenolol, werde zwar in der Humanmedizin als Standardtherapie bei Bluthochdruck eingesetzt, finden in der Tiermedizin jedoch selten diesbezüglich Verwendung. Das ihre Katze nach der Medikamentenumstellung etwas müder erscheint kann eine Folge der Therapie mit Atenolol sein. Jedoch sollte dies dann nur vorübergehend sprich wenige Tage sein. Eine andere mögliche Erklägung ist ein weiterer Anstieg des Blutdruckes. Sollte Ihre Katze daher weiterhin müde sein, ist eine erneute Vorstellung bei einem Tierarzt empfehlenswert.

Mit freundlichen Grüßen,

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
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k2017
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Re: Einstellung von Amlodipin bei gleichzeitiger Behandlung einer Hypertheorose

Beitrag von k2017 »

Guten Tag Dr. Hertzsch,

vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Der Kardiologe hat die Amodip im Februar wieder eingesetzt, da der BD auf 250 : 115mmHG angestiegen war. ( PF 160/min. SVR 40)

Mitte März betrug der systolische BD 150 mmHG bei einer Messung in einer TiHo, in der u.a. eine Nierensonographie und Augenuntersuchung vorgenommen wurden. U.a. wurde festgestellt, dass die Katze 2 Zysten in der linken Niere hat und sich der Kreatinin- sowie Harnwert seit dem letzten Blutbild ende Januar ohne Amodip ( da lagen die Werte noch in der Referenz) verdoppelt hatten.

Anfang Mai mass der Kardiologe einmalig 170: 70 mmHG, danach einheitlich 180:100mmHG, PF durchgängig 170/Min. , SVR:50

Gestern wurde der BD im Rahmen einer Augenuntersuchung in einer Tierarztpraxis gemessen. Der systolische BD betrug 200. Allerdings brach die TÄ die Blutdruckmessung nach 2 Anläufen ab und sagte, dass der Wert nicht aussagekräftig sei, da sie die Blutdruckmessung gleich nach dem Eintreffen in der Praxis hätte vornehmen sollen ( und nicht erst nach einer ca. 25 minütigen Augenuntersuchung und viel Gekläffe aus dem Warteraum).

Wie dem auch sei, die Amodip scheint nicht auszureichen, um den Blutdruck wirklich zu senken und wie es aussieht, steigt der SVR Wert auch wieder.
Gibt es denn in so einem Fall überhaupt eine Therapie ?
( der UPC ist ok ( 0,16) und die SDÜ ist auch optimal eingestellt)

Mit frdl. Grüssen,
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