Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

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Moderator: j.schöbel

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Nelia
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Registriert: Sa Jul 01, 2017 9:09 am

Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

Beitrag von Nelia »

Hallo Team der Tierkardiologie,

Mein Hund hat eine moderate endokardiose (linke Herzklappe) mit ggr. bis moderater linker Vorhofvergrößerung.

Der Hund ist 12 Jahre wiegt 15 kilo und bis jetzt Symptomfrei. (Altersbedingt etwas ruhiger). Atemfrequenz in Ruhe zwischen 15-20 je nach Temperatur. Lunge unauffällig. Allerdings hatte der Hund im letzten Jahr öfter mit erhöhtem Kreatinin Wert und Anfang diesen Jahres mit Blasenentzüng (ausgeheilt) zu kämpfen.
Der Hund wurde vom Kardiologen nun auf Fortekor und Cardisure eingestellt. Des Weiteren soll sie um einem Lungenödem und eines Apoplex vorzubeugen morgens und abends mit Dimazon entwässert werden. Der Hund reagiert auf das Dimazon mit sehr viel trinken und zwischendurch immer mal wieder mit Inkontinenz (Hund fühlt sich dabei sehr unwohl).

Ich weiß dass sie ohne Untersuchung keine Medikamentation empfehlen.

Meine Frage ist jedoch ob sie auch vorbeugend entwässern lassen bzw. gibt es hierzu Studien oder ähnliches dass dieses wirklich vorbeugt ? oder gewöhnt sich der Körper des Hundes an die Dosis? Ich möchte die Nieren des Hundes nicht jetzt schon zu viel belasten.

Kennen sie bei den o.g. Medikamenten als Nebenwirkung leichtes Kopfzittern des Hundes?

Vielen Dank und Grüße
Nelia
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

Beitrag von Kardio »

Hallo!

Die derzeitigen Therapieempfehlungen bei Mitralendokardiose richten sich nach den individuellen im Ultraschall gefundenen Veränderungen des Herzens und nach den gezeigten Symptomen.
Wenn eine Mitralendokardiose vorliegt und sich das Herz bereits vergrößert hat, wird die Gabe von Pimobendan (Cardisure, Vetmedin) empfohlen, da dies die Dauer bis zum Auftreten von Symptomen und die Überlebenszeit deutlich verlängert.
Die Gabe von entwässernden Medikamenten sollte erst dann erfolgen, wenn es durch die Herzerkrankung zu einem Rückstau in die Lunge (Lungenödem) gekommen ist. Dies äußert sich in einem Ansteigen der Ruheatemfrequenz (auf mehr als 30 Atemzüge pro Minute) oder Husten, Kurzatmigkeit, angestrengte Atmung. Wenn Hinweise auf ein Lungenödem bestehen, sollte dies durch ein Röntgen des Brustkorbes bestätigt werden.
Es liegen derzeit keine Studien vor, die einen positiven Effekt einer entwässernden Therapie vor dem Beginn eines Lungenödemes gezeigt haben.
Dementsprechend sollten die Tiere im asymptomatischen Stadium gut überwacht werden, es sollte täglich die Ruheatemfrequenz gezählt werden und bei einem Anstieg sollte sofort der Tierarzt informiert werden.
Durch die entwässernde Therapie mit Dimazon ist eine erhöhte Urinproduktion eine normale Folge der Medikation. Durch die Entwässerung kann es auch zu einem Verlust an Elektrolyten kommen, weshalb diese regelmäßig kontrolliert werden sollten.
Zittern ist keine übliche Nebenwirkung der von Ihnen genannten Medikamente. Möglicherweise können jedoch starke Elektrolytverluste dazu führen. Wir empfehlen Ihnen eine weiterführende Abklärung des Zitterns .

Alles Gute
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Nelia
Beiträge: 4
Registriert: Sa Jul 01, 2017 9:09 am

Re: Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

Beitrag von Nelia »

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich habe noch folgende Rückfragen:
Ist es je nach Befund üblich bzw. sinnvoll, einen ACE Hemmer und Pimobendan zu kombinieren so wie es bei mir der Fall ist?
Können ACE Hemmer auch ohne Entwässerung eingesetzt werden? Wenn kein Lungenödem etc. Vorliegt
Ist zu erwarten dass nach 3 wöchiger Gabe von Dimazon unter der Mindestdosierung es beim ausschleichen bzw. Absetzen dazu kommen kann dass der Körper mehr Wasser einlagert als davor? Also Jo-Jo Effekt? Wenn davor keine Ödeme oder erhöhte Atemfrequenz vorlag? Das Dimazon lediglich vorbeugend gegeben wurde?
Kann ein ACE Hemmer während der Therapie eventuell gewechselt werden auf zB ein Produkt welches über die Leber statt Niere abgebaut wird? (Klar ist dass dies nur im Ausnahmefall gemacht werden sollte).

Vielen Dank und Grüße
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

vor der Entwicklung von Pimobendan wurden ACE-Hemmer häufig zur Therapie einer Mitralklappenendokardiose verwendet. Jedoch konnte keine Studie bisher einen Überlebensvorteil dieser Patienten im Vergleich zu Pimobendan zeigen. Selbst die Kombination von Pimobendan mit einem ACE-Hemmer bei Patienten mit einer dekompensierten Mitralklappenendokardiose war nicht besser als die Therapie mit Pimobendan alleine, wie eine aktuelle Studie zeigen konnte. Manche Herzpatienten erhalten den ACE-Hemmer jedoch aus einem anderen Grund als ihre Herzerkrankung z.B. einer Proteinurie infolge einer Nierenerkrankung. Der Wechsel des ACE-Hemmers während der Therapie stellt zumeist kein Problem dar, ebenso wenig wie das Absetzen einer prophylaktisch angewandten und nicht benötigten Dimazontherapie. Sollte sich die Ruheatemfrequenz jedoch erhöhen oder andere klinische Symptome auftreten, welche für eine beginnende Dekompensation der Herzerkrankung sprechen, ist unverzüglich ein Tierarzt zu konsultieren um gegebenenfalls frühzeitig mit einer Entwässerung zu starten.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Nelia
Beiträge: 4
Registriert: Sa Jul 01, 2017 9:09 am

Re: Moderate Endokardiose/ Einsatz von Dimazon

Beitrag von Nelia »

Vielen Dank für Ihre detaillierten Antworten und ein großes Lob an Sie und das Forum für die tolle Arbeit.
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