Hovawarte Bluthochdruck

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Hovirüde
Beiträge: 3
Registriert: Mo Apr 10, 2017 5:52 pm

Hovawarte Bluthochdruck

Beitrag von Hovirüde »

Liebes Kardiologen-Team!
Bei meinem Hund (Hovawart) 4 Jahre wurde letzte Woche Bluthochdruck festgestellt.
Die Werte waren in der Tierklinik mehrmals über 260-290.
In der letzen Zeit war er oft sehr abgeschlagen und man hatte das Gefühl er habe einen Infekt.
Er ist regelmäßig zum Herzultraschall wegen seiner gut operierten(2013), jetzt geringgradiger Pulmonalstenose und letztes Jahr wurde noch dazu eine Mitralklappeninsuffizienz festgestellt.
Laut Aussage des Kardiologen aber noch keine Medikamente bedarf.
Einige Tage bevor der Bluthochdruck festgestellt wurde,haben wir uns sehr um ihn gesorgt und haben nochmals ein Herzultraschall machen lassen.
Alle Werte seien wie vor einem halben Jahr außer das sein Herz etwas schwächelt ( langsam) ist.
Was bedeutet das und hätte man nicht da auch schon den hohen Blutdruck erkennen können?

Er bekommt jetzt seid 1 Woche Amlodipin dura 5 mg morgens und abends.
Er wirkt immernoch sehr unaktiv, traurig und bewegt sich kaum.
Seine Spaziergänge bricht er oft ab und der Kardiologe meinte das da sein Blutdruck wieder zu hoch sei.
Wir sollen ihm jetzt zusätzlich noch Fortektor 20mg eine 3/4 am Abend geben.
Diese bekommt er jetzt den 4. Abend aber wir haben noch keine Veränderung an ihm bemerkt außer das er viel schläft und kaum aktiv ist.
Wielange dauert es bis das Medikament anschlägt und er sich wieder wohler fühlt?
Gibt es da Erfahrungswerte?
Alle Blutwerte, Nierenultraschall und Schilddrüse sind zwecks Bluthochdruck abgeklärt worden und absolut im grünen Bereich.
Könnte es andere Erklärungen für dieses plötzliche Verhalten des Blutdrucks geben?

Danke für Eure Antworten, ich bin momentan etwas ratlos.
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Hovawarte Bluthochdruck

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Es gibt verschiedenste Ursachen für einen hohen Blutdruck bei Hunden. Unter anderem kommen Nierenerkrankungen, verschiedene hormonelle Erkrankungen sowie neurologische Ursachen in Frage. Hierfür empfehlen wir eine genaue Abklärung bei einem internistischen Spezialisten.

Da es sich bei Werten um 260-290mmHg um sehr stark erhöhte Werte handelt, sollte außerdem unbedingt ein Messfehler ausgeschlossen werden, indem wiederholte Messungen in ruhiger Umgebung durchgeführt und kontrolliert werden. Beispielsweise kann außerdem eine falsche Manschettengröße zu falschen Werten führen.

Durch einen Herzultraschall kann man nicht unbedingt erkennen, wie hoch der Blutdruck ist. Hierfür muss explizit eine Blutdruckmessung mit einem geeignetem Gerät durchgeführt werden. Insofern ist es durchaus möglich, dass der erhöhte Blutdruck bei Ihrem Hund nicht erkannt wurde.
Da Sie berichten, dass das Herz Ihres Hundes „langsam“ schlägt, sollte man außerdem ein EKG schreiben, um den Herzrhythmus besser beurteilen zu können.

Die Wirkung von Amlodipin tritt normalerweise relativ schnell ein, so dass eine Blutdruckkontrolle nach ein paar Stunden bereits niedrigere Werte ergeben sollte. Die blutdrucksenkende Wirkung von Fortekor ist nur sehr schwach. Außerdem kann es ein paar Wochen dauern bis die volle Wirkung entfaltet ist.

Wie bereits gesagt, ist es sicherlich empfehlenswert einen internistischen Spezialisten zur Abklärung der Ursache hinzuzuziehen und außerdem den Blutdruck zu kontrollieren.

Wir wünschen Ihrem Hund alles Gute!
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Hovirüde
Beiträge: 3
Registriert: Mo Apr 10, 2017 5:52 pm

Re: Hovawarte Bluthochdruck

Beitrag von Hovirüde »

Liebes Team!
Nun sind sind mehrere Wochen vergangen und einige Untersuchungen die Sie uns rieten haben schon stattgefunden.
Vielen Dank nochmal.
Durch mehrere Blutdruckmessungen über Wochen und auch in häuslicher Umgebung könnten wir feststellen das unser Hund fast normale Blutdruckwerte (150/80) hat und diese vor Aufregung beim Tierarzt in extreme Höhe schießen.
Das Amlodipin 2xtgl 5mg haben wir leider über 4 Wochen gegeben und dann ausgeschlichen. Er bekommt jetzt nur noch eine 3/4 Fortekor abends.
Das 24 Stunden EKG haben wir auch gemacht und es ergab keine Auffälligkeiten.
Leider geht es unserem Hund bis zum heutigen Tage vom Allgemeinzustand weiterhin nicht gut.
Er ist leistungsschwach, möchte nicht gerne spazieren gehen und bleibt in Spaziergängen öfter stehen.
Er atmet in Ruhe öfter mal sehr angestrengt und pressend 11x in 15 Sekunden und hechelt auch ohne Anstrengung vermehrt.
Man merkt ihm ein Unwohlsein an und seine Schleimhäute sehen blass aus.
Das Herzultraschall Ende März zeigte normale Werte(wie Jahre zuvor) mit Vmax A.pulmonalis 3,5 m/ sec aber ein langsam schlagendes Herz.
Darauf hin sollten wir das Atenolol 25 mg / Morgens nicht mehr geben.
Durch die gesagten Bluthochdruckverdacht haben wir zur gleichen Zeit mit der Gabe von Amlodipin und Forektor begonnen und dieses für genau 4 Wochen verabreichtund dann ausgeschlichen.
Durch seinen nicht gebesserten Allgemeinzustand haben wir uns 1 Woche später entschieden ein erneutes (2 Meinung) Herzultraschall machen zu lassen.
Nun sind seine Werte doch schlechter Vmax A.pulmonalis 4,49 m/sec und wir sollten unbedingt Atenolol 25 mg 2x 1/2 wieder geben.
Nun stellen wir uns die Frage wie in 6 Wochen seine Herzwerte sich so verschlechtern können.
Kann es sein das wir das Atenolol abgesetzt haben und mit den Blutdruckmedikamenten begonnen haben?
Haben die Blutdruckmedikamente darauf einen Einfluss?
Kann der Wert sich jetzt wieder bessern weil wir das Atenolol jetzt seid 1 Woche wieder geben oder steckt ein akutes Geschehen dahinter?
Ich hoffe Sie können uns Amtworten geben.
Vielen Dank
Katharina
Hovirüde
Beiträge: 3
Registriert: Mo Apr 10, 2017 5:52 pm

Re: Hovawarte Bluthochdruck

Beitrag von Hovirüde »

Liebes Team!
Ich würde mich sehr auf eine Antwort und Meinung von Ihnen freuen.
Liebe Grüße
Katharina
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Hovawarte Bluthochdruck

Beitrag von mtorti »

Hallo!
Offensichtlich ist Ihr Hund ein etwas komplizierter Fall und möglicherweise liegen bei ihm mehrere Erkrankungen gleichzeitig vor. Für uns ist es schwierig, den ganzen Fall fassen zu können, da wir Ihren Hund nicht selber untersucht haben. Insbesondere bei komplexen Fällen können wir im Rahmen dieses Forums weder Diagnosen stellen noch Therapievorschläge machen.

Die von Ihnen angegeben Flussgeschwindigkeiten an der A. pulmonalis weisen auf eine Pulmonalstenose bei Ihrem Hund hin. Durch die Gabe von Atenolol kann man den Druckgradienten (welcher als Flussgeschwindigkeit gemessen wird) an dieser Engstelle senken. Dies könnte erklären, warum bei Ihrem Hund niedrigere Flussgeschwindigkeiten (3,5 m/s) unter der Therapie mit Atenolol gemessen wurden als zu einem Zeitpunkt, zu dem er kein Atenolol erhielt (4,49 m/s). Wenn Atenolol wieder eingesetzt werden sollte, würde dies die Messwerte an der Pulmonalstenose wieder verbessern.

Blasse Schleimhäute, Mattigkeit und Leistungsschwäche können kardiale (z.B. Pumpschwäche, Herzrhythmusstörungen, Stenosen) und nicht-kardiale Ursachen haben. Verändert sich das Herz strukturell, aufgrund z.B. einer Stenose, kann dies in manchen Fällen auch zu Rhythmusstörungen führen. Es gibt jedoch auch zahlreiche nicht-kardiale Ursachen für die beschriebenen Symptome, z.B. Blutarmut (Anämie). Wie gesagt ist dieser Fall von unserer Seite aus schwierig einzuschätzen, da für die Symptome verschiedene internistische und kardiale Erkrankungen ursächlich sein können und wir Ihren Hund nicht selbst untersucht haben. Deshalb empfehlen wir Ihnen zusätzlich eine weitere internistische Abklärung.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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