NT-proBNP

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Faessle
Beiträge: 1
Registriert: Sa Mär 18, 2017 8:46 pm

NT-proBNP

Beitrag von Faessle »

Hallo,
bei meinem sechsjährigen BKH-Kater wurde ein stark erhöhter NT-proBNP-Wert (324) im Labor nachgewiesen. Im ebenfalls durchgeführten Röntgen ergab sich zudem der Verdacht auf Wasser in der Lunge. Er zeigte bis zu dieser Untersuchung keine Anzeichen einer kardialen Dekompensation oder Atemnot. Unter der derzeitigen Medikation mit Furosemid und Prilium verschlechtert sich sein Zustand zusehends. Er schläft nur noch, frisst immer weniger, setzt überraschend selten Urin ab, ist desinteressiert. Kann man von dem erhöhten NT-proBNP-Wert mit relativer Sicherheit auf eine zugrundeliegende Herzerkrankung schließen? Es wurde bislang keine Ultraschalluntersuchung bei ihm durchgeführt. Ich frage mich jetzt, ob ich die aktuelle Medikation nicht lieber pausiere, da es ihm nun deutlich schlechter geht.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit besten Grüßen,
Faessle.
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: NT-proBNP

Beitrag von mtorti »

Hallo!

NT-proBNP wird als kardialer Biomarker benutzt. Es handelt sich um ein Nebenprodukt bei der Synthese von BNP. BNP(B-Type Natriuretic Peptide) ist ein Hormon, welches physiologisch im Herzen gebildet wird. Kommt es durch eine Herzerkrankung zu einer vermehrten Belastung des Herzens, wird BNP vermehrt produziert und freigesetzt, wodurch auch eine größere Menge seines Spaltprodukts NT-proBNP im Umlauf ist.
Ein erhöhter NT-proBNP kann also auf eine kardiale Problematik hinweisen. Da es jedoch auch einige andere Ursachen für einen höheren Wert gibt (z.B. Lungenhochdruck, Nierenprobleme), darf ein NT-proBNP-Wert nur im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen interpretiert werden. Wird bei einem Tier ein erhöhter Wert festgestellt, sollte erst eine kardiologische Untersuchung mit Herzultraschall durchgeführt werden. Biomarker sollten generell mit der nötigen Vorsicht interpretiert werden und können nicht als Ja/Nein-Marker gesehen werden.

Es gibt derzeit keine wissenschaftliche Studie, die einen Nutzen von Furosemid oder ACE-Hemmern (wie z.B. Prilium) bei herzkranken Katzen im asymptomatischen Stadium bestätigt. Dementsprechend sollten herzkranke Katzen eine entwässernde Therapie mittels Furosemid erst dann erhalten, wenn sie klinische Symptome wie Atemnot durch Wasser auf der Lunge (Lungenödem) oder einen Thoraxerguss zeigen. Furosemid kann die Nierenfunktion beeinträchtigen und durch das Ausschwemmen von Blutsalzen zu Elektrolytimbalancen führen. Deshalb sollten bei der Verwendung von entwässernden Medikamenten regelmäßig die Nierenwerte und Elektrolyte (Blutsalze) überwacht werden.

Wir empfehlen Ihnen, bei Ihrer Katze eine Herzuntersuchung bei einem spezialisierten Kardiologen durchführen zu lassen, um festzustellen, ob und wenn ja, welche Herzerkrankung vorliegt. Dieser kann dann auch unter Einbeziehung aller Befunde entscheiden, ob und welche Therapie bei Ihrem Kater notwendig und sinnvoll ist.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kater alles Gute!

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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