Hoher proBNP Wert aber kein DCM

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Moderator: j.schöbel

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Donna
Beiträge: 1
Registriert: Di Feb 07, 2017 8:47 pm

Hoher proBNP Wert aber kein DCM

Beitrag von Donna »

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich mit einem sehr kuriosen Fall an Sie.

Meine Rottweiler Hündin wird in diesem Jahr 7 Jahre alt. Durch eine Vorsorge Maßnahme wurde festgestellt,sie hat einen proBNP Wert von 2300. Nach einem Herzultraschall und Blutdruckmessung wurde keinerlei Hinweis gefunden auf DCM. Aus diesem Grund wurde 4 Wochen später erneut der proBNP Wert geprüft. Dieser lag dann bereits bei 2700. Die Behandlung mit Vetmedin wurde begonnen.Die Nierenwerte wurden ebenfalls überprüft und ergaben keine Auffälligkeiten. Letzte Woche eine erneute Kontrolle der Werte. Zusätzlich wurde ein EKG durchgeführt. Da dieses ebenfalls keine Auffälligkeiten zeigte (kein Blutdruck ,keine Arrhythmien ) wurde erneut der proBNP Wert und der Schilddrüsenwert überprüft. Der proBNP Wert lag bei 2600 und die Medikation mit Vetmedin brachte keine Erfolge. Ebenfalls die Schilddrüsenwerte waren grenzwertig bei 1,2 aber dennoch im Normbereich. Mein Hund ist total fit hat keine Atemprobleme beim toben und auch sonst macht sie nicht den Eindruck eingeschränkt zu sein.

Haben Sie eventuell ähnliche Fälle vorstellig gehabt und können eventuell auf diverse Erkrankungen hinweisen?

Für Ihre Antwort wäre ich sehr dankbar.

Viele Grüße von Carolin und Hündin Donna
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Hoher proBNP Wert aber kein DCM

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

bei dem Natriuretischen Peptid BNP handelt es sich um ein neuroendokrines Hormon, welches vor allem in Herzmuskelzellen gebildet wird. Kommt es infolge von kardialen Erkrankungen zu einer verstärkten Wanddehnung des Herzen, führt dies zu einer vermehrten Freisetzung und somit einer erhöhten BNP-Konzentration im Blut. Daher wird es gerne als kardialer Biomarker verwendet. Grundsätzlich muss jedoch bei der Interpretation von Biomarkern beachten werden, dass diese nicht als ein absolutes Kriterium zur Diagnose von Herzerkrankungen gesehen werden dürfen. Vielmehr handelt es sich dabei um einen möglichen Hinweis, dass eine krankhafte Veränderung vorliegen kann bzw. im Entstehen ist. Deshalb sollte die Erhöhung eines sogenannten Biomarkers immer weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Im Falle des BNPs ist dies zunächst eine vollständige kardiologische Untersuchung. Jedoch können auch andere Erkrankungen zu einer Erhöhung des BNP-Wertes führen wie z.B. eine Nierenerkrankung, Bluthochdruck oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Außerdem ist der BNP-Wert rasseabhängig und weist eine Tag zu Tag Variabilität auf, welche bei der Interpretation mit berücksichtigt werden sollten. Das Problem hierbei ist jedoch, dass es für viele Rassen gar keine eigenen Referenzbereiche gibt.

Wird bei einem Patienten im Rahmen einer Routineuntersuchung also ein erhöhter BNP-Wert diagnostiziert, ergeht der Rat zur weiterführenden Abklärung um eine mögliche zugrundeliegende Erkrankung als Ursache für den erhöhten BNP-Wert frühzeitig zu erkennen. Sind diese weiterführenden Untersuchungen wie im Falle Ihrer Donna unauffällig, kann es sich um eine Normvariation handelt. Der Patient sollte daher fortan, wenn der erhöhte BNP-Wert ein Zufallsbefund war und der Patient ansonsten klinisch unauffällig ist, lediglich regelmäßig kontrolliert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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