Ein schwieriger Fall

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Antje
Beiträge: 2
Registriert: Do Jan 19, 2017 7:13 pm

Ein schwieriger Fall

Beitrag von Antje »

Hallo liebes Team,
Unser Kater Elvis, 13Jahre alt, europ.Kurzhaar, lag am vergangenen Dienstag tot im Flur. Als wenn er beim Laufen umgekippt sei.
Kurz seine Geschichte: Er war letzter Überlebender aus einer Plastiktüte am Straßenrand, die Geschwister tot, und wurde zu unserer Tierklinik gebracht und dort mit der Flasche großgezogen. Danach haben wir ihn übernommen, ein ruhiger 2Personenhaushalt mit 1,3ha Land. Er war scheu, wild und gegenüber Fremden auf der Flucht. Wir beiden waren die einzigen denen er zumindest ein wenig vertraut hat.
In ganz jungen Jahren konnten wir noch zum Tierarzt, später wurde mein Freund ernsthaft gebissen, als wir ihn mal zum TA bringen wollten. Wir haben das dann eingestellt. Beim letzten TABesuch hatte er im Auto bei der 5min. Fahrt extrem hyperventiliert...Das war vor ca. 10 Jahren. Vielleicht hatte er klaustrophobische Ängste in den großen Katzenkasten zu steigen durch die Erinnerung an die Plastiktüte, in der er gefunden wurde?
Im Oktober 2016 hustete er plötzlich, wir haben Antibiosetabletten und Bisolvon verabreicht auf Ferndiagnose, nach kurzer Zeit war das Husten verschwunden.
Anfang Dezember fing die Atmung an auf 40 Schläge/Minute, er lag viel auf dem Bauch und war recht schlapp für seine Verhältnisse. Pumpende Atmung. kein Hecheln. Die TA wollte ihn gerne sehen, um ihn abzuhorchen, röntgen etc. Wir haben sie auch noch herbestellt und Elvis hat sofort die Flucht ergriffen. Von einigen Metern Entfernung hat sie ihn gesehen und ich hatte ein Video gemacht. Sie vermutete eine evtl. Lungenentzündung oder einen Tumor, hätte ihn gern mitgenommen in die Klinik, aber wie sollte das gehen.Sie gab uns zum Verabreichen nochmal Antibiose und ein Asthmamittel Theophyllin zum besseren Durchatmen, aber am 6.12. hat er nicht mehr gefressen und die Tabletten konnten wir nicht mehr in das Tier bekommen.
Ein paar Tage später fraß er wieder und bis zum 24. schleppte sich das so, bis die Atmung wieder so hoch war. Vom Notdienst haben wir uns dann Spritzen Cortison und Antibiotikum geholt und selbst (!)gespritzt. Am nächsten Tag nochmal und am Dienstag als Langzeitmittel. wir waren stolz, das wir das geschafft hatten und danach fraß er fast 250g pro Tag.
Nach 10 Tagen haben wir das wiederholt und waren guter Dinge, obwohl die Atmung nicht viel besser wurde. Er nahm auch seine großen Streifzüge durch sein Revier wieder auf.
Das Maul war selten geöffnet. 2Tage vor seinem Tod hatte er einen dicken Bauch, der am nächsten Tag wieder weg war. Vermutlich doch eine Wasseransammlung oder ähnliches wie bei Ihnen unter Symptome beschrieben.
Was denken sie, war es eine Herzerkrankung oder ein Lungenödem? Wir waren mehrfach zur Besprechung bei unserer TA, die meinte, es könnte auch ein Tumor sein, der auf die Lunge drückt. Ferndiagnose macht sie natürlich eigentlich nicht, aber sie sah, wie schwierig unser Fall war. Sie hätte ihn so gern untersucht aber sah auch, daß wir ihn nicht bringen konnten. Sie hat sich sehr viel Zeit für uns genommen. Bei so einem Wildtier kann man ja auch nicht einfach auf Verdacht irgendwelche Herztabletten geben, oder?
Wir haben uns viele Fragen gestellt, wo sind wir vielleicht falsch "abgebogen"..
Über eine Einschätzung würden wir uns sehr freuen, wir hätten ihm so gern geholfen, sind aber gescheitert.
Ein schwieriger Fall, aber Elvis war ein großartiges, sehr spezielles Tier.
Nachtrag: Wir haben ihre Seite erst vorgestern gefunden, schade. Vielleicht hätten wir gemeinsam noch Ideen gehabt.
Antje
Beiträge: 2
Registriert: Do Jan 19, 2017 7:13 pm

Re: Ein schwieriger Fall

Beitrag von Antje »

Antje hat geschrieben:Hallo liebes Team,
Unser Kater Elvis, 13Jahre alt, europ.Kurzhaar, lag am vergangenen Dienstag tot im Flur. Als wenn er beim Laufen umgekippt sei.
Kurz seine Geschichte: Er war letzter Überlebender aus einer Plastiktüte am Straßenrand, die Geschwister tot, und wurde zu unserer Tierklinik gebracht und dort mit der Flasche großgezogen. Danach haben wir ihn übernommen, ein ruhiger 2Personenhaushalt mit 1,3ha Land. Er war scheu, wild und gegenüber Fremden auf der Flucht. Wir beiden waren die einzigen denen er zumindest ein wenig vertraut hat.
In ganz jungen Jahren konnten wir noch zum Tierarzt, später wurde mein Freund ernsthaft gebissen, als wir ihn mal zum TA bringen wollten. Wir haben das dann eingestellt. Beim letzten TABesuch hatte er im Auto bei der 5min. Fahrt extrem hyperventiliert...Das war vor ca. 10 Jahren. Vielleicht hatte er klaustrophobische Ängste in den großen Katzenkasten zu steigen durch die Erinnerung an die Plastiktüte, in der er gefunden wurde?
Im Oktober 2016 hustete er plötzlich, wir haben Antibiosetabletten und Bisolvon verabreicht auf Ferndiagnose, nach kurzer Zeit war das Husten verschwunden.
Anfang Dezember fing die Atmung an auf 40 Schläge/Minute, er lag viel auf dem Bauch und war recht schlapp für seine Verhältnisse. Pumpende Atmung. kein Hecheln. Die TA wollte ihn gerne sehen, um ihn abzuhorchen, röntgen etc. Wir haben sie auch noch herbestellt und Elvis hat sofort die Flucht ergriffen. Von einigen Metern Entfernung hat sie ihn gesehen und ich hatte ein Video gemacht. Sie vermutete eine evtl. Lungenentzündung oder einen Tumor, hätte ihn gern mitgenommen in die Klinik, aber wie sollte das gehen.Sie gab uns zum Verabreichen nochmal Antibiose und ein Asthmamittel Theophyllin zum besseren Durchatmen, aber am 6.12. hat er nicht mehr gefressen und die Tabletten konnten wir nicht mehr in das Tier bekommen.
Ein paar Tage später fraß er wieder und bis zum 24. schleppte sich das so, bis die Atmung wieder so hoch war. Vom Notdienst haben wir uns dann Spritzen Cortison und Antibiotikum geholt und selbst (!)gespritzt. Am nächsten Tag nochmal und am Dienstag als Langzeitmittel. wir waren stolz, das wir das geschafft hatten und danach fraß er fast 250g pro Tag.
Nach 10 Tagen haben wir das wiederholt und waren guter Dinge, obwohl die Atmung nicht viel besser wurde. Er nahm auch seine großen Streifzüge durch sein Revier wieder auf.
Das Maul war selten geöffnet. 2Tage vor seinem Tod hatte er einen dicken Bauch, der am nächsten Tag wieder weg war. Vermutlich doch eine Wasseransammlung oder ähnliches wie bei Ihnen unter Symptome beschrieben.
Was denken sie, war es eine Herzerkrankung oder ein Lungenödem? Wir waren mehrfach zur Besprechung bei unserer TA, die meinte, es könnte auch ein Tumor sein, der auf die Lunge drückt. Ferndiagnose macht sie natürlich eigentlich nicht, aber sie sah, wie schwierig unser Fall war. Sie hätte ihn so gern untersucht aber sah auch, daß wir ihn nicht bringen konnten. Sie hat sich sehr viel Zeit für uns genommen. Bei so einem Wildtier kann man ja auch nicht einfach auf Verdacht irgendwelche Herztabletten geben, oder?
Wir haben uns viele Fragen gestellt, wo sind wir vielleicht falsch "abgebogen"..
Über eine Einschätzung würden wir uns sehr freuen, wir hätten ihm so gern geholfen, sind aber gescheitert.
Ein schwieriger Fall, aber Elvis war ein großartiges, sehr spezielles Tier.
Nachtrag: Wir haben ihre Seite erst vorgestern gefunden, schade. Vielleicht hätten wir gemeinsam noch Ideen gehabt.
30.1.:Cortison und Herzerkrankung im Forum bei Ihnen gelesen...Wenn es sein Herz war haben wir ihn mit dem Cortison offensichtlich umgebracht. Diese Erkenntnis ist für uns sehr schwer zu ertragen, aber so könnte es sein. Furchtbar!
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Ein schwieriger Fall

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Zuerst möchten wir Ihnen unser tiefes Mitgefühl für Ihren Verlust aussprechen. Aus Ihrer Beschreibung kann man herauslesen, dass Ihr Kater ein ganz besonderes Tier war, für das Sie lange gekämpft haben.

Gerade bei derart wilden Katzen sind diagnostische Maßnahmen schwierig, weshalb die Abklärung von klinischen Symptomen zur Ursachenfindung häufig nur bedingt oder gar nicht möglich sind. Deshalb bleiben bei solchen Patienten oftmals nur Versuchstherapien mit der Hoffnung zufälligerweise die richtige Therapie gewählt zu haben. Sie dürfen sich daher keine Vorwürfe machen, da sie wirklich alles versucht haben, um Ihrem Kater unter den beschriebenen Umständen die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen. Zudem hat er 13 schöne, selbstbestimmte Jahre bei Ihnen verbracht, die er ohne die Rettung aus der Plastiktüte nie gehabt hätte. Darauf sollten Sie stolz sein und Ihren Kater in bester Erinnerung behalten.

Wir wünschen Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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