Französischer Herzwurm - Prophylaxe

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Moderator: j.schöbel

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Ingeborg
Beiträge: 2
Registriert: Mi Nov 30, 2016 9:04 am

Französischer Herzwurm - Prophylaxe

Beitrag von Ingeborg »

Hallo,

bevor wir in den Süden Frankreichs führen sprach ich meine TÄ auf eine Herzwurmprophylaxe an. Sie sagte mir, dass wir das erst nach dem Urlaub angehen müssen.
Nun bin ich etwas ratlos und verunsichert, weil ich zur Prophylaxe für den französischen Herzwurm eine andere Vorgehensweise, nämlich die erste Behandlung (Advocate, Milbemax) bereits Zuhause erfolgen zu lassen, gelesen habe. Eine Vektorprophylaxe bezüglich der Stechmücken wurde bei einem meiner beiden Hunde durchgeführt.

Meine Hunde habe ich nun wie folgt behandelt:

25 Tage nach Beginn des Auslandsaufenthaltes bekamen beide Hunde Milbemax Kautabletten. Das war gestern.

Nun meine Frage:

Ist eine einmalige Gabe ausreichend, oder muss eine zweite Gabe folgen?
Sieht die Prophylaxe des Französischen Herzwurms (Angiostrongylus vasorum) anders aus? Wenn ja, wie?

Ich hoffe mich verständlich ausgedrückt zu haben.

Im Voraus schon einmal lieben Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Ingeborg
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Französischer Herzwurm - Prophylaxe

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

im den wärmeren Ländern Südeuropas gibt es verschiedene Erkrankungen, die durch Parasiten ausgelöst bzw. übertragen werden. Eine generelle Reiseprophylaxe ist in wärmeren Gebieten daher dringend empfohlen, da viele Reisekrankheiten zu schweren Erkrankungen führen können.

Dazu zählen etwa die Ehrlichiose, Babesiose, Herzwurmerkrankung (Dirofilaria immitis) und die Leishmaniose. Da diese Erkrankungen über sogenannte Vektoren (Stechmücken oder Zecken) übertragen werden, verhindert man Infektionen am sichersten, indem man ein Stechen/Beißen der Überträger verhindert. Dies kann zum Beispiel durch die Gabe von Wirkstoffe wie Permethrin oder Deltamethrin erfolgen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Spot-on-Präparate einen Tag vor Reiseantritt aufgetragen und Halsbänder 1 Woche vor Reiseantritt angelegt werden sollten. Die Halsbänder schützen etwa 6 Monate, der Schutz durch Spot-on Präparate hält 2 etwa Wochen.

Um den Schutz vor einer Herzwurminfektion (Dirofilaria immitis) zu verstärken, ist zusätzlich die Gabe von Milbemycin, Selamectin oder Ivermectin innerhalb von 4 Wochen nach Ankunft im Reisegebiet sowie eine monatliche Fortführung der Behandlung bis 3 Monate nach Verlassen des Reisegebiets sinnvoll.

Die Bezeichnung Französischer Herzwurm ist irreführend, da sich hierrunter der Lungenwurm Angiostrongylus vasorum verbirgt. Angiostrongylus vasorum wird durch die Aufnahme von Schnecken übertragen und kommt ebenso wie andere Lungenwürmer auch in Deutschland vor. Deshalb sollte man auch bei in Deutschland lebenden Tieren eine regelmäßige bis teilweise monatliche Parasitenprophylaxe durchführen. Dabei bieten Wirkstoffe wie Milbemycinoxim oder Imidacloprid/Moxidectin einen guten Schutz. Milbemycinoxim hat zusätzlich den Vorteil, dass es auch gegen Bandwürmer wirksam ist.

Da bei der Wahl der geeigneten Parasitenbekämpfung immer auch die Art, Rasse, das Alter und der Gesundheitszustand des Patienten mit berücksichtigt werden muss, besprechen Sie die genaue Umsetzung der Reise-/Parasitenprophylaxe bitte mit Ihrem/Ihrer behandelnden Tierarzt/-ärztin.

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Reisetätigkeit von Mensch und Tier, Erkrankungen, welche bisher nur südlich der Alpen zu finden sind, zunehmend auch in Deutschland auftreten.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ingeborg
Beiträge: 2
Registriert: Mi Nov 30, 2016 9:04 am

Re: Französischer Herzwurm - Prophylaxe

Beitrag von Ingeborg »

Hallo Frau Hertzsch,

vielen, vielen lieben Dank für Ihre Auskünfte. Sie haben mir damit sehr geholfen.

Freundliche Grüße
Ingeborg
Hiermeier
Beiträge: 1
Registriert: Mi Mär 23, 2022 2:08 pm

Re: Französischer Herzwurm

Beitrag von Hiermeier »

Hallo, unser Labrador,1 Jahr, hat französische Herzwürmer, lt. Kotprobe. Er hat heute , nach 4 Wochen, das 2. Mal Advocate bekommen. Wie schaut die weitere Behandlung aus? Unser Tierarzt hat bei den französischen Herzwürmern offensichtlich Wissenslücken. Mfg
j.schöbel
Beiträge: 46
Registriert: Mo Okt 04, 2021 7:03 am

Re: Französischer Herzwurm - Prophylaxe

Beitrag von j.schöbel »

Guten Tag,

im Falle "französischer Herzwürmer" ist der Begriff häufig etwas in die Irre führend. Es handelt sich hierbei um die Infektion mit Angiostrongylus vasorum - auch bekannt als Lungenwurm, nicht jedoch um Dirofilaria immitis (Herzwurm).

Eine Angiostrongylus vasorum Infektion führt häufig zu respiratorischen Symptomen wie Husten, bei hochgradigem Befall ebenso zu Dyspnoe (Atemnot).
Die Behandlung der Lungenwürmer erfolgt mittels makrozyklischer Laktone wie bspw. Moxidectin (Advocate). Das Behandlungsintervall wird häufig in Abhängigkeit des Schweregrades bzw. der Symptome gewählt. Man kann ein Intervall ab 2 Wochen wählen, wenn ein hochgradiger Befall mit Symptomen vorliegt. Eine Wiederholung wird ansonsten generell nach 4 Wochen empfohlen. Im Anschluss sollte ein erneuter Test bspw. mittels Auswanderungsverfahren nach Baermann-Wetzel erfolgen.
Bei Fortbestehen eines positiven Resultates bzw.anhaltender Symptomatik sollte eine Wiederholung der Therapie nach 2, mindestens jedoch nach 4 Wochen, erfolgen.

In asymptomatischen Fällen ist eine Wiederholung der Behandlung nach 4 Wochen vollkommen ausreichend, es sollte dennoch eine Wiederholung des Testes 2-3 Wochen nach der letzten Medikamentenapplikation erfolgen.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!
Jessica Schöbel
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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