Herzbasistumor und Perikarderguss

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Christina
Beiträge: 1
Registriert: Fr Okt 14, 2016 4:20 am

Herzbasistumor und Perikarderguss

Beitrag von Christina »

Guten Morgen,

vergangenes Wochenende musste ich meinen Hund, Franz. Bulldogge-Mix, 11,5 Jahre - notfallmäßig versorgen lassen.
Schockzustand nach Perikarderguss und -tamponade. Es wurde punktiert und der Hund stationär über Nacht aufgenommen.
Ursache des PE ist ein Herzbasisitumor, 4 x 3 cm an der Aorta, weder medikamentös noch chirurgisch behandelbar.
Der Größe zufolge besteht der Tumor schon länger.

Meine dringlichste Frage ist:
1.da der Hund kaum lückenlos zu überwachen ist (z.B. nachts), wodurch und wie qualvoll tritt der Tod ein, wenn die Notfallbehandlung nicht mehr rechtzeitig erfolgen kann.

2. wie groß ist das Zeitfenster bei schnellem und starkem Einbluten in den Herzbeutel.

3. Wie viel Punktionen kann ich dem Hund in diesem Stadium noch zumuten, bzw. sind sinnvoll.

4. Wie viel Aussicht auf Erfolg hat die eh umstrittene Perikardfensterung und wie lang sind hier die Erholungs- und Schonzeiten?

Vielen Dank und schönes Wochenende
Gruß
Christina
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Herzbasistumor und Perikarderguss

Beitrag von mtorti »

Guten Morgen,

bei Herzbasistumoren handelt es sich um relativ langsam wachsende Tumoren an der Herzbasis. Je nach Stadium der Diagnose sind Überlebenszeiten von bis zu 1-2 Jahren möglich. Die therapeutischen Maßnahmen sind eng begrenzt, da diese Tumoren nicht auf die Gabe von Chemotherapeutika ansprechen und auch eine chirurgische Intervention zum jetzigen Zeitpunkt nicht ratsam ist.
Bei wiederkehrenden Perikardergüssen ist eine Perikardektomie bzw. eine Perikardfenestrierung möglich. Meistens empfehlen wir eine Perikardektomie nachdem ein Perikarderguss drei Mal aufgetreten ist. Dadurch wird ein erneuter Perikarderguss verhindert, da die gebildete Flüssigkeit sich nicht im Herzbeutel sondern im Brustkorb sammelt. Dort kann die Flüssigkeit resorbiert werden und es kommt nicht zur Schocksymptomatik.
Prinzipiell ist es schwierig genaue Ratschläge und Prognosen über ihren Hund zu geben ohne ihn untersucht zu haben. Jeder Patient ist individuell und die Lebensqualität ihres Hundes ist von Ihnen selbst am Besten beurteilbar.
Da dies der erste Perikarderguss bei ihrem Hund war, kann nicht beurteilt werden wie schnell sich erneut Flüssigkeit bilden wird. Wir empfehlen regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Tierarzt (erst nach 7 Tagen, danach in 3 Wochen usw.). Zuhause sollten sie auf eventuelle Anzeichen von Appetitverlust, reduzierte Belastbarkeit, Schwäche und beschleunigte Atmung achten. Des Weiteren ist es sinnvoll regelmäßig den Bauchumfang ihres Hundes zu messen. Wenn sich dieser vergrößert kann dies ein Anzeichen für Aszites (Wasseransammlung im Bauchraum,) welche eine Folge des Perikadergusses darstellt, sein. In diesen Fällen sollten sie frühzeitig ihren Tierarzt aufsuchen.
Es ist durchaus vertretbar, wenn ihr Hund nicht rund um die Uhr überwacht wird. Vor allem da sie jetzt schon auf frühere Symptome (s.o.) achten können, bevor es zum Kollaps kommt.
Die Erholung- und Schonzeiten nach einer Operation sind je nach Tier unterschiedlich. Dies hängt auch vom allgemeinen Gesundheits- und Belastbarkeitszustand ihres Hundes ab. Es sollte auch untersucht werden, ob ihr Hund noch andere Erkrankungen hat. Prinzipiell sollte Ihnen aber bewusst sein, dass ihr Hund nach einer Perikardfenestrierung immer noch ein kranker Hund ist und dadurch nicht geheilt werden kann. Um ihrem Hund aber wiederholte Perikardpunktionen zu ersparen ist es in einigen Fällen jedoch sinnvoll. Dies besprechen Sie jedoch am Besten mit ihrem behandelnden Tierarzt.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Hund alles Gute!

Herzliche Grüße,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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