Verdacht DCM

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Blizzarda
Beiträge: 1
Registriert: So Jul 17, 2016 7:38 pm

Verdacht DCM

Beitrag von Blizzarda »

Guten Abend,

wegen einer sehr schweren Darminfektion wurde unsere Dobermannhündin Tinka (*2006) am 03.07.16 in der Tierklinik Wiesloch behandelt.

Nebenbefundlich stellte man ein systolisches Herzgeräusch fest. Symptome gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht.
Der Röntgenbefund vom 05.07.16 zeigte keine Dilatation oder Stauungszeichen.
Dopplerechokardiographie ergab geringgradige Mitralklappeninsuffizienz.
Das während der Untersuchung mitlaufende EKG zeigte keine VES oder Arrhythmien.
Tropaninwert: 0,32 (sonstige Werte i.O.)

Seit dem 03.07.16 ist sie allerdings sehr schlapp und kaum belastbar, Atemzüge in Ruhe liegen bei 28-35
Der Kardiologe riet zu einem Holder-EKG, ansonsten wäre noch keine Therapie notwendig.

Da wir schon zwei Rüden an DCM verloren haben und daher sehr beunruhigt sind, würden wir gerne wissen, ob man ihr jetzt schon ohne weitere Untersuchungen (z.B. Holder-EKG) helfen kann um den Allgemeinzustand zu verbessern?
Welche weitere Vorgehensweise halten Sie für sinnvoll?

Freundliche Grüße und vielen Dank im Voraus!
G. Schreiner
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: Verdacht DCM

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Bei Dobermännern erkranken ca. 58% der Tiere im Laufe ihres Lebens an einer Dobermann Kardiomyopathie. Die Erkrankung ist durch das Auftreten einer Pumpschwäche und/oder durch das Auftreten von Rhythmusstörungen gekennzeichnet. In der okkulten Phase der Erkrankung liegen bereits echokardiographische und/oder EKG-Veränderungen vor, die Hunde erscheinen jedoch für Sie als Besitzer völlig unauffällig. Dennoch können die Patienten am plötzlichen Herztod versterben. Daher empfehlen wir jährliche Vorsorgeuntersuchungen bei Dobermännern bestehend aus einer echokardiographischen Untersuchung und einem Langzeit-EKG um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Des Weiteren ist eine Bestimmung des kardialen Biomarkers cTnI (kardiales Troponin I) sinnvoll, da eine Studie aus unserem Haus zeigen konnte, dass dieser Biomarker bei Dobermännern mit einer Dobermann Kardiomyopathie bereits erhöht sein kann, bei denen die echokardiographische bzw. Langzeit-EKG-Untersuchung noch unauffällig ist. Eine Therapie der Erkrankung erfolgt erst, wenn echokardiographische Veränderung oder behandlungswürdige Herzrhythmusstörungen vorliegen.

Leider ist es mir nicht möglich, ohne Ihre Hündin selbst untersucht zu haben und die genauen Befunde zu kennen, zu beurteilen, was die Ursache für die klinische Symptomatik ist. Leistungsschwäche und eine erhöhte Ruheatemfrequenz kann kardial bedingt sein, jedoch kommen hierfür auch andere Ursachen in Frage. Ich rate Ihnen daher sich erneut mit Ihrem Tierarzt in Verbindung zu setzen und anhand der klinischen Befunde die entsprechenden notwendigen weiterführenden diagnostischen Untersuchungen einzuleiten. Unabhängig davon ist ein 24-Stunden-EKG im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung auf die Dobermann Kardiomyopathie als sinnvoll anzusehen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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