Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

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Moderator: j.schöbel

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stelpa
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 09, 2016 5:54 pm

Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von stelpa »

Hallo,
meine 10-jährige Norfolk Terrier Hündin (4,2 kg) bekommt seit 2 Jahren 0,625 mg Vasotop tgl. und im Sommer 5 mg Dimazon tgl. zusätzlich wegen einer asymptomatischen Herzklappeninsuffizienz Stufe B2. Obwohl sich die Werte nicht verschlechtert haben (1,71 LA/Ao) und sie immer noch asymptomatisch ist soll sie im Sommer kein Dimazon mehr bekommen, sondern stattdessen als Dauermedikation zusätzlich zum Vasotop 2x tgl. 1 mg Vetmedin, da die langfristigen Nebenwirkungen geringer seien und man das Dimazon für den Fall brauche, dass die Wasser in der Lunge hätte.
Ist diese Medikation wirklich sinnvoll? Kann man, wenn man Vetmedin gibt, nicht dann das Vaostop weglassen? Die Hündin zeigt keine Symptome - braucht sie dann so viele Medikamente?
Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Mit freundlichem Gruß
Stelpa
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Bei einer Mitralklappenendokardiose im Chief Stadium B2 (d.h. das Herz hat sich bereits vergrößert) empfehlen wir eine Verabreichung von Vetmedin. Eine Entwässerung, also Dimazon, ist erst dann notwendig, wenn sich das Tier im Herzversagen befindet (also Wasser auf der Lunge hat - Lungenödem). Ein Anzeichen hierfür wäre beispielsweise eine dauerhaft erhöhte Ruheatemfrequenz über 30 Atemzüge pro Minute sowie progressiver Husten. Die Ruheatemfrequenz können Sie zu Hause selber zählen. Hierbei gilt einmaliges Heben und Senken des Brustkorbes als ein Atemzug. Besteht der Verdacht auf ein Lungenödem sollte ein Röntgenbild vom Brustkorb angefertig werden, um diesen Verdacht zu bestätigen.

ACE-Hemmer (in diesem Falle Vasotop) können zusätzlich gegeben werden, jedoch gibt es derzeit keine Studie, die einen „Lebenszeit-verlängernden-Effek“ dieser Medikamentengruppe im Stadium B2 beweist.

Jede Medikation ist immer individuell auf jeden Patienten abzustimmen und nicht pauschal verschreibbar, ohne das Tier zuvor gründlich untersucht zu haben. Besprechen Sie aus diesem Grund bitte mit Ihrem behandelnden Tierarzt, welche medikamentelle Therapie für Ihren Hund sinnvoll ist, da nur er alle Untersuchungsergebnisse ausführlich kennt.

Alles Gute für Ihre Hündin
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
stelpa
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 09, 2016 5:54 pm

Re: Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von stelpa »

Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort. Wir sind jetzt mit der Hündin wieder bei der Kardiologin, die sie die letzten 2 Jahre behandelt hat, und sie will bei der Medikation 0,625 mg Vasotop tgl. und nur im Sommer 5 mg Dimazon tgl. bleiben.
Ist es denn richtig oder sinnvoll, Dimazon zu geben auch wenn sie noch kein Wasser in der Lunge hat und asymptomatisch ist? Wird dadurch das Herz entlastet oder ist es nur prophylaktisch gedacht, damit erst gar kein Wasser in die Lunge kommt?
Es wäre nett, wenn Sie mir noch einmal antworten würden.

Mit freundlichem Gruß
Stelpa
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Eine Entwässerung, also Dimazon, ist erst dann notwendig, wenn sich das Tier im Herzversagen befindet (also Wasser auf der Lunge hat - Lungenödem). Ein Anzeichen hierfür wäre beispielsweise eine dauerhaft erhöhte Ruheatemfrequenz über 30 Atemzüge pro Minute. Die Ruheatemfrequenz können Sie zu Hause selber zählen. Hierbei gilt einmaliges Heben und Senken des Brustkorbes als ein Atemzug. Besteht der Verdacht auf ein Lungenödem sollte ein Röntgenbild vom Brustkorb angefertig werden, um diesen Verdacht zu bestätigen. Hat sich der Verdacht mittels Röntgenaufnahme bestätigt und ein Tier einmal ein Lungenödem aufgrund einer Herzerkrankung entwickelt, ist eine lebenslange Entwässerungstherapie notwendig. Jedes Absetzen der Entwässerungstherapie kann zu einem sofortigen erneuten Lungenödem führen.
Aus prophylaktischen Gründen verabreichen wir jedoch keine Entwässerung. Es gibt bisher keine Studien, die einen positiven Einfluss einer prophylaktischen Verabreichung von Entwässerungsmedikamenten im asymptomatischen Stadium zeigen konnten.

Bitte besprechen Sie jedoch mit dem behandelnden Tierarzt, welche Therapie für Ihre Hündin am besten geeignet ist, da nur er alle individuellen Untersuchungsergebnisse kennt.

Ich hoffe, diese Informationen helfen Ihnen weiter.
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
stelpa
Beiträge: 3
Registriert: Do Jun 09, 2016 5:54 pm

Re: Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von stelpa »

Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Kardiologin will mit der Gabe von 5mg Dimazon tgl. zusätzlich zum Vasotop verhindern, dass im Sommer, wenn es warm ist, sich Wasser in der Lunge bildet, da man dann ein Problem hätte. Wenn ich ihr nun vertraue und diese Medikation weiterführe, schade ich dann dem Hund mit der prophylaktischen Gabe der Entwässerungstabletten? Es ist ja dann so, dass dem Körper Wasser entzogen wird, obwohl es gar nicht nötig ist - sehe ich das richtig? Ist das schädlich?
Ich bin so verunsichert und wäre dankbar, wenn Sie mir noch einmal antworten würden.

Mit freundlichem Gruß
Stelpa
Kardio
Beiträge: 162
Registriert: Di Jul 02, 2013 9:00 am

Re: Vetmedin zusätzlich zu Vasotop

Beitrag von Kardio »

Hallo,

Da Dimazon ein sehr starkes Entwässerungsmittel ist und dem Körper neben Flüssigkeit auch wichtige Elektrolyte entzieht, kann es zu Austrockung und Schwäche kommen. Prinzipiell kann die Verabreichung von jedem Medikament zu Nebenwirkungen führen – ebenso auch bei Dimazon. Aus diesem Grund sollten Medikamente selbstverständlich nur dann verabreicht werden, wenn eine Notwendigkeit besteht. Eine prophylaktische Behandlung mit einer Entwässerung sollte möglichst vermieden werden, da es (wie bereits oben erklärt) keine Studienergebnisse gibt, die hierfür einen positiven Effekt zeigen.

Um ein Lungenödem (Wasser auf der Lunge) definitiv ausschließen zu können, empfehlen wir ein Röntgenbild vom Brustkorb. Sollte dieses keinen Hinweis auf ein solches Ödem liefern, liegt aus kardialer Sicht kein Grund für eine Therapie mit einem Entwässerungsmedikament vor.

Im Rahmen dieses Forums können keine individuellen Therapieempfehlungen gegeben werden, da wir Ihren Hund nicht selber untersucht haben und nicht die genauen Befunde kennen. Gerne können Sie aber auch einen Termin für eine Zweitmeinung bei uns vereinbaren.

Herzliche Grüße
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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