HCM und Narkose

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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Melanie83
Beiträge: 5
Registriert: Mi Mär 04, 2015 12:24 pm

HCM und Narkose

Beitrag von Melanie83 »

Hallo,

es geht um meinen 6 jährigen Kater EKH.Bei ihm wurde vor 2 1/2 Jahren HCM diagnostiziert und er wurde Fiv pos. getestet.
Er kam damals mit Atemnot in die Klinik und hatte ein Lungenödem bei ihm waren jedoch beide Vorhöfe vergrößert und La/Ao war 1,9.
Er hat sich gut erholt und ist von den Medikamenten her gut eingestellt.Die letzten Herzschalluntersuchungen waren stabil und La/Ao ist sogar nur noch 1,7 gewesen.
Von den Medikamenten her bekommt er Dimazon 10mg morgen und abends 1/2 Tab.,Cardisure 2,5mg morgens und abends 1/2 Tab. und Fortekor 5mg abends 1/2.
Vom Fiv her hat er momentan zum Glück keine Symptome und auch die Blutuntersuchung letztes Jahr war gut.
Er war vor 3 Jahren ein Fundkater nicht kastriert.Und das wäre jetzt auch mein Anliegen weil die Kastration immer noch im Raum steht.
Die letzten beiden Jahre hatte er einmal im Jahr den kleinen Suprelorin Chip bekommen.Ist damit auch gut zurecht gekommen.Jedoch spürt man immer noch beide Chips,ist das normal oder kann sich da wirklich mal ein Abzeß bilden?
Da er noch so jung ist würde ich ihn gerne kastrieren lassen hab jedoch wegen der Narkose Angst.
Meine Fragen wären jetzt:
-Wählt man bei Herzpatienten immer die Inhalationsnarkose?Auch für die kurze Dauer einer Kastra?bzw.kann man überhaupt eine Narkose machen oder ist das Risiko einfach zu hoch,für nur eine Kastra.
-Und könnte so eine Narkose die HCM verschlimmern?Oder auch das Fiv ausbricht?
-Und es ist doch richtig das La/Ao bis 1,5 normal ist oder?Heißt die HCM wäre ja nicht so ausgeprägt bei ihm oder ?Und ist es normal der der Vorhof sich wieder verkleinert?
-Darf man Dimazon ein lebenlang geben?
-Und entwässert Cardisure zum Teil auch?

Ich hoffe sehr Sie können mir da etwas weiterhelfen.

Liebe Grüße
Melanie
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM und Narkose

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Morgen,

auch bei Patienten mit einer Herzerkrankung ist eine Narkose möglich. Jedoch ist das Narkoserisiko als erhöht anzusehen. Ob sich daher für oder gegen einen elektiven Eingriff entschieden wird, hängt von den genauen Befunden des Patienten ab und kann am besten durch den behandelnden Tierarzt entschieden werden. Wenn sich für einen Eingriff in Narkose entschieden wird, ist eine Inhalationsnarkose zu bevorzugen, da es sich dabei um ein schonenderes und besser kontrollierbares Verfahren handelt. Das Risiko durch eine Narkose ein Herzversagen auszulösen besteht vor allem bei Patienten, welche sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung befinden. Diesem kann durch die Wahl einer restriktive Infusionsrate oder sogar einem Verzicht auf eine Infusion im gewissen Rahmen entgegengewirkt werden.

Es gibt verschiedene Kriterien zur Bestimmung des Schweregrades einer Hypertrophen Kardiomyopathie. Die Größe des linken Vorhofes ist einer davon und gibt Aufschluss über die Gefahr der Entstehung eines Lungenödems bzw. bei Katzen auch eines Thoraxergusses. Sind die Patienten medikamentös gut eingestellt, kann es wieder zu einer Verkleinerung des Vorhofes kommen.

Die bei Ihrem Kater gestartete Therapie ist lebenslang fortzuführen, wobei gegebenenfalls bei einer Progression die Therapie angepasst werden muss. Cardisure mit dem Wirkstoff Pimobendan ist ein Pumpkraftsteigerndes Medikament, welches keine entwässernde Eigenschaften hat.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Melanie83
Beiträge: 5
Registriert: Mi Mär 04, 2015 12:24 pm

Re: HCM und Narkose

Beitrag von Melanie83 »

Hallo Frau Hertzsch,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Sollte man also auf jeden Fall auf Infusion verzichten oder war das nur auf das fortgeschrittenem Stadium bezogen?

Und kann die HCM durch eine Narkose hinterher schlimmer werden?

Mit dem Cardisure und Fortekor das das lebenslang gegeben werden muss war mir schon klar,ich hatte halt nur Bedenken wegen der Entwässerung oder ist das unbedenklich solange die Blutwerte in Ordnung sind?
Und wie oft würden Sie eine Blutabnahme empfehlen,reicht es einmal im Jahr aus?

Eine Frage hätte ich noch zu dem Wert 1,7.Ihre Kollegin sagt einmal,das diese Messung das Verhältnis vom linken Vorhof zur Aorta beschreibt.Heißt das ich muss mir das so vorstellen das dieser Wert anzeigt wieviel zu groß der Vorhof ist???

Kann sich der Vorhof auch soweit wieder verkleinern das er im Normalbereich ist,gibt es das auch?

Liebe Grüße
Melanie
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM und Narkose

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

Die Verdickung des Herzmuskels kann durch die Narkose selbst nicht verschlimmert werden. Wie aber bereits erwähnt, kann bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ein Herzversagen vor allem durch die die Narkose begleitende Infusion ausgelöst werden. Deshalb empfiehlt es sich bei diesen Patienten eine moderate Infusionsrate zu wählen oder in manchen Fällen sogar vollständig auf eine Infusion zu verzichten. Was für Ihren Kater besser ist, hängt von den genauen Befunden ab und kann am besten Ihr behandelnder Tierarzt entscheiden.

Wenn ein Patient sich bereits im Herzversagen befunden hat und daher auf Entwässerungsmedikamente gesetzt worden ist, sind diese Medikamente lebenslang zu geben, da jedes Absetzen früher oder später zu einem erneuten Herzversagen führen wird. Um die richtige Balance zwischen ausreichend hoher Entwässerung und nicht zu starker Belastung der Niere zu finden, sind regelmäßige Blutwertkontrollen notwendig. Befinden sich die Blutwerte im Normalbereich, kann sich bei der Einstellung der Entwässerung vollständig auf das Bedürfnis des Herzens konzentriert werden. Sind die Nierenwerte dagegen erhöht, beginnt eine Wanderung auf einem sehr schmalen Grat, da einerseits zu wenig Entwässerung zu einem neuen Herzversagen führt, andererseits zu aggressive Entwässerung die Nieren zu sehr im Mitleidenschaft zieht. Der Zeitabstand zwischen den Blutwertkontrollen hängt von dem individuellen Patienten und der Höhe der Entwässerung ab und kann daher nicht pauschal angegeben werden.

Die LA/Ao Messung gibt, wie der Name bereits sagt, das Verhältnis zwischen dem linken Vorhof (LA) und der Hauptschlagader (Ao) an. In der Regel ist der linke Vorhof maximal 1,5x so groß wie die Hauptschlagader. Kommt es zu einer Volumenüberladung des linken Vorhofes, wird dieser größer und der LA/Ao Wert steigt ebenfalls an. Bei einem Wert von 1,7 ist also der linke Vorhof 1,7x so groß wie die Hauptschlagader und damit vergrößert. Unter entsprechender Therapie kann es wieder zu einer Verkleinerung des linken Vorhofes kommen. Eine Normalisierung der Vorhofgröße ist prinzipiell möglich, hängt aber sehr stark von dem Ausmaß und der Ursache für die vorangegangene Volumenüberladung ab und wird daher nur sehr selten erreicht.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch

Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
Melanie83
Beiträge: 5
Registriert: Mi Mär 04, 2015 12:24 pm

Re: HCM und Narkose

Beitrag von Melanie83 »

Hallo Frau Hertzsch,

danke für Ihre Antwort.

Eine Frage zu dem Medikament Clopidogrel habe ich allerdings noch,
weil die Angst einer Aortenthrombose ist natürlich immer im Kopf.
Kann man das in jeden Stadium der HCM geben?Und mit welchen Nebenwirkungen muss man rechnen.
Wie oft müsste mein Kater das haben bei einem Gewicht von 5,3 kg?
Vielleicht könnten Sie mir einmal Ihre Erfahrungen zu dem Medikament sagen.

Und tritt eine Thrombose vermehrt im fortgeschrittenen Stadium auf oder auch schon wenn die HCM noch nicht so ausgeprägt ist?

Liebe Grüße
Melanie
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: HCM und Narkose

Beitrag von mtorti »

Hallo!

Clopdidogrel ist ein Medikament, das zur antithrombotischen Prophylaxe bei der Katze eingesetzt werden kann, d.h. es soll die Bildung von Blutgerinnseln verhindern. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft wird es bei Katzen mit HCM eingesetzt, wenn die Vorhöfe (insbesondere der linke Vorhof) hochgradig vergrößert sind und/oder im Herzultraschall spontaner Echokontrast (sog. Smoke) gefunden wurde.
Clopidogrel ist in der Regel gut verträglich. Es weist jedoch einen bitteren Geschmack auf, weshalb einige Katzen nach der Gabe speicheln. Dies ist unbedenklich. Man kann diese Reaktion verringern, indem man die Tablette mit Futter gibt oder indem man sie in Gelatinekapseln verpackt.
Die Standarddosierung von Clopidogrel 75 mg ist 1/4 Tablette 1x täglich pro Katze.
Die bisherigen Erfahrungen mit Clopidogrel sind grundsätzlich positiv. Jedoch ist es ebensowenig wie alle anderen zur Zeit verfügbaren Gerinnungshemmer bei der Katze nicht in der Lage, eine kardiogene Thrombose sicher zu verhindern. Es kann lediglich das Risiko gesenkt werden und die Zeit bis zum Auftreten verlängert werden.

Das Risiko für eine Aortenthrombose ist erhöht, wenn der Vorhof hochgradig vergrößert ist. Eine solche Komplikation ist dementsprechend eher in fortgeschrittenen Stadien zu erwarten und weniger bei nicht oder nur geringgradig veränderten Vorhöfen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwigs-Maximilians-Universität
Melanie83
Beiträge: 5
Registriert: Mi Mär 04, 2015 12:24 pm

Re: HCM und Narkose

Beitrag von Melanie83 »

Hallo,

danke schön,
für die ausführlichen und hilfreichen Antworten.

Liebe Grüße
Melanie
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