HCM bei 12 jähriger Katze

Hier beantworten wir Fragen zu Herzerkrankungen

Moderator: j.schöbel

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mergirl
Beiträge: 1
Registriert: Mi Jul 02, 2014 7:30 am

HCM bei 12 jähriger Katze

Beitrag von mergirl »

Bei meiner Katze wurde per der echokardiographischen Untersuchung am 21.08.13 eine Hyperthyreose, HCM 6,2-8mm mit Kammerobliteration, linkes Atrium nicht gestaut, Verwirbelung linksventrikulärer Auslußtrakt estgestellt.
Therapie Fortekor, 1x 2,5 mg

Zudem besteht eine Niereninsuffizienz (Semintra), Schilddrüsenüberfunktion (Thiamazol)und chronischer eitriger Schnupfen aus linkem Nasenloch ohne nähere Untersuchung . Ein Fremdkörper kann somit nicht ausgeschlossen werden. 

Mittlerweile hat sich der Gesundheitszustand so verschlechtert, dass die Katze nur noch unter Cortisongabe frißt, (Depot Medrate oder Vorendepot) als Dauertherapie.

Damit frißt sie gut, schläft jedoch den Rest des Tages und ist allgemein sehr matt, fühlt sich aber wohl und schnurrt.

Laut meiner Tierärztin ist die Katze hiermit austherapiert, auch weitere Diagnostik würden an der Therapie nichts ändern, sie sei tachykard, Röntgenbild zeigt ein sehr großes Herz, Gewicht 2,7 kg.
Aufgrund des Gesundheitszustandes würde sie von weiteren Untersuchungen abraten um die Katze nicht unnötig zu belasten und palliativ arbeiten.

Meine Frage :
Kann ich nichts weiter für meine Katze tun um die  Tachykardie zu verringern und das Herz zu entlasten außer Fortekor?

Semintra tut Ihr für die Niere gut , soll aber nicht mit Fortekor gegeben werden , wäre Vasotop  und Semintra eine Möglichkeit ?

Macht es Sinn, das Herz nochmals zu schallen, oder würde das tatsächlich medikamentös nichts ändern ?

Kann ich außer Cortison nichts für sie tun?
Beispielsweise für das angeschlagene Immunsystem durch Cortison ?

Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten den Appetit bei HCM Patienten anzuregen außer Cortison ?

Ist sie aufgrund des Sportlerherzens so dauermüde, oder wird ihr Gehirn nicht mehr richtig durchblutet?
Sie zuckt vermehrt mit dem Kopf.

Danke für Ihren Rat, was ich noch für die Kleine tun kann.

 
LMang
Beiträge: 44
Registriert: Do Jun 12, 2014 7:19 am

Re: HCM bei 12 jähriger Katze

Beitrag von LMang »

Hallo,

generell ist es schwierig für uns, auf einzelne Fälle einzugehen, ohne das Tier selbst untersucht zu haben. Prinzipiell ist es wichtig, dass eine bestehende Schilddrüsenüberfunktion richtig erkannt und diagnostiziert, antherapiert und dann auch regelmäßig eine Therapiekontrolle mittels Bestimmung des T4-Wertes durchgeführt wird um zu gewährleisten, dass das Schilddrüsenmedikament (in Ihrem Falle Thiamazol) in der richtigen Dosierung gegeben wird. Eine Über- oder Unterdosierung könnte selbst wieder für verschiedenste Krankheitssymptome verantwortlich sein.

Sie beschreiben, dass bei Ihrer Katze eine HCM in Zusammenfang mit einer Hyperthyreose diagnostiziert wurde. Von einer primären (= genetisch bedingten) HCM spricht man bei der Katze, wenn alle anderen Ursachen, die eine Verdickung (Hyperthrophie) des Herzmuskels auslösen können, ausgeschlossen wurden. Mögliche Ursachen für eine Herzmuskelhypertrophie wäre beispielsweise ein erhöhter systemischer Blutdruck (z.B. auf Grund einer Nierenerkrankung) oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Wenn eine Verdickung des Herzmuskels in Zusammenhang mit einer Hyperthyreose festgestellt wurde, wäre es sinnvoll, nach optimaler Schilddrüsentherapieanpassung erneut eine echokardiographische Untersuchung durchzuführen, um die Morphologie des Herzmuskels erneut zu evaluieren. Des Weiteren ist auch eine Blutdruckmessung sehr sinnvoll, da dieser sowohl durch die von Ihnen geschilderte Nierenerkrankung, als auch durch die Schilddrüsenüberfunktion erhöht sein könnte.

Bezüglich Ihrer Frage zu den verschiedenen Medikamenten:
Semintra (Wirkstoff Telmisartan) ist als Angiotensin-II-Rezeptorblocker zur Therapie der chronischen Niereninsuffizienz bei der Katze zugelassen. Telmisartan senkt den mittleren arteriellen Blutdruck, reduziert den Proteinverlust über die Niere und reduziert dadurch weitere Schädigung des funktionellen Nierengewebes.
Eine Kombination mit einem sogenannten ACE-Hemmer (beispielsweise Fortekor oder Vasotop) kann, wenn medizinisch indiziert, erfolgen.
Generell versuchen wir eine Therapie mit Cortison bei Herzpatienten zu vermeiden, da dieses Medikament auch mineralokortikoide Wirkung hat und somit Einfluss auf Kreislauf und Blutvolumen nimmt. Dennoch gibt es natürlich Indikaitonen, bei denen eine Cortisontherapie unvermeidbar ist; wie gesagt ist es in Ihrem Falle für uns nicht möglich, diese Fragestellung für Ihre Katze zu beantworten, da wir sie selbst nicht untersucht haben.
Als Appetitstimulans würde neben Cortison beispielsweise noch Mirtazapin, ein noradrenerges und serotonerges Antidepressivum zur Verfügung stehen.

Um eine optimale kardiale Therapie für einen Patienten zu erstellen, müssten wir die genauen Befunde des Tieres kennen, bzw. es selbst eingehend untersucht haben. Es ist wichtig, alle Untersuchungsergebnisse der klinischen Untersuchung, der Herzultraschalluntersuchung sowie die Blutdruckwerte des Tieres mit einzubeziehen, um die jeweiligen Krankheitserscheinungen bestmöglich medikamentös kontrollieren zu können.

Sie beschreiben, dass Ihre Katze vermehrt mit dem Kopf zuckt. Für diese Symptomatik können viele Ursachen zu Grunde liegen. Es wäre möglich, dass ein Zusammenhang mit dem geschilderten, nicht näher abgeklärten, chronischen Nasenausfluss besteht. Des Weiteren könnte eine fokale, neurologische Erkrankung mit den Zuckungen in Zusammenhang stehen. Wir empfehlen Ihnen, diese Symptomatik weiter zu beobachten und bei Fortbestehen durch eine weitergehende internistische, bzw. neurologische Untesuchung abklären zu lassen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen weiterhelfen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Laura Mang
Tier
bruce12
Beiträge: 1
Registriert: Di Mai 17, 2016 8:24 am

Re: HCM bei 12 jähriger Katze

Beitrag von bruce12 »

Hallo,

mein 12 jähriger Kater hatte nachdem er sich Mitte letzter Woche übergeben hatte, einen Schwächeanfall. Er war Minuten (5-8 ca.) teilnahmslos und hat Kot abgesetzt. Ich habe direkt einen Termin beim TA gemacht, auf Anraten aber 2 Tage gewartet da ich den Verdacht hatte dass es was mit dem Herz sein könnte. Der Kater wiegt 6,2 KG. Sein Bruder und Stiefbruder sind schlanker. Der TA hat 11 Jahre gesagt er hätte kein Übergewicht - mehr sollte es aber nicht werden.
Als er dann vom TA gründlich abgehört wurde meinte dieser "das hört sich gar nicht gut an" und verschrieb ihm für 2 Monate Vasotop und dann soll ich ihn wieder vorstellen. Auf meine Nachfrage wie schlimm er krank sei und ob ich jetzt jeden Tag damit rechnen müsse das er tot umfällt oder was ich tun kann um ihn zu unterstützen meinte er "ein akuter Herztod könnte schon eintreten und selbst tun können sie nichts - wenig Stress".
Da ich selbst ein Stethoskop habe, hab ich seine Herzgeräusche mit denen der anderen beiden Kater verglichen. Die gesunden Kater haben klar hörbare gleichmäßige Herzschläge. Jedoch die des Kranken Katers waren erstens schwer zu orten und als geortet eher als gleichmäßiges, rauschendes/wummerndes Geräusch auszumachen. Also deutlich anders.
Dem Kater geht es aber normal gut. Auch die Einnahme von Vasotop hat allerhöchstens etwas Müdigkeit mit sich gebracht. Er ist fröhlich und frech, spielt, schmust und frisst wie gewöhnt.
Ich bin nun sehr verunsichert und habe folgende Fragen:
- ist es sinnvoll direkt Vasotop zu geben ohne weitere Untersuchungen
- was kann ich für ihn tun - Futter reduzieren bzw wegstellen über den Tag - anders füttern (er frisst 100 gr Nassfutter morgens und Abends, Trockenfutter ist zugänglich und es ist jeden Tag frisches Wasser da), mehr Bewegung?
- soll ich eine zweite Meinung einholen oder schadet ihm aktuell dass Rumgeschleife von TA zu TA mehr als aktuell nötig - ich soll ja Stress vermeiden
- was kann Ursache sein - Alter, Gewicht

Mir ist bewusst das eine Ferndiagnose nicht möglich ist. Wichtig wäre für mich zu wissen ob man die Vasotop Therapie wie angeordnet 2 Monate durchführt und alles andere erstmal belässt wie es ist oder was zu empfehlen wäre, da mein Tierarzt vorerst nichts weiter Unternehmen oder sagen wollte.


Vielen Dank im Voraus.

MFG Nicole
s.hertzsch
Beiträge: 192
Registriert: So Aug 02, 2015 10:47 am

Re: HCM bei 12 jähriger Katze

Beitrag von s.hertzsch »

Guten Tag,

grundsätzlich sollte vor dem Beginn einer Therapie eine genaue Diagnose der jeweiligen Erkrankung erfolgen um eine optimale Behandlung zu gewährleisten. Herzgeräusche bei der Katze können sowohl kardialen als auch nicht kardialen Ursprungs sein. Um dies genauer zu differenzieren ist eine echokardiographische Untersuchung notwendig. Zudem können die von Ihnen beschriebenen Symptome (Erbrechen, Teilnahmslosigkeit) viele verschiedene Gründe haben, weshalb eine tiefergehende diagnostische Aufarbeitung bei Ihrer Katze sinnvoll erscheint.
Sicherlich ist für einige Katzen ein Tierarztbesuch mit Stress verbunden, welche häufig bereits bei der Autofahrt beginnt. Dennoch können auch kranke Katzen bei umsichtigem Umgang weitergehend untersucht werden und je früher dies erfolgt, desto eher kann eine adequate Behandlung durchgeführt werden.

Eine Gewichtsreduktion bei der Katze kann nur durch ein konsequentes Fütterungsregime erreicht werden. Die Mehrzahl der Katzen fressen mehr als sie müssten, vor allem wenn sie freien Zugang zu Futter haben. Daher sollte die Verfügbarkeit von Futter reduziert werden. Trockenfutter hat eine höhere Energiedichte als Feuchtfutter, sodass sich mit Feuchtfutter in der Regel leichter abnehmen lässt. Die Fütterungsempfehlungen auf den Futterpackungen können für den individuellen Patienten zu hoch sein und es empfiehlt sich das Futter genau abzuwiegen. Spezielle tierärztliche Futtermittel können bei der Gewichtsreduktion helfen. Besprechen Sie dies am besten mit Ihrem behandelnden Tierarzt.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Hertzsch
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig Maximilians Universität München
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