Kater: Herzinsuffizienz mit Bluthusten?

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Moderator: j.schöbel

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virgilio
Beiträge: 1
Registriert: Mi Mär 03, 2010 8:31 pm

Kater: Herzinsuffizienz mit Bluthusten?

Beitrag von virgilio »

Liebes Team,

nach einem wiederkehrendem, trockenem Husten unseres Katers (11 Jahre, Norwegische Waldkatze) und plötzlichem Aufhören zu springen (als täte ihm schlagartig etwas weh), haben wir den Tierarzt aufgesucht, der aufgrund einer Auskultation, eine "Herzinsuffizienz mit leichter Stauung" diagnostizierte. Der TA hat den Husten auf eine Herzinsuffizienz zurückgeführt und Fortekor verordnet, zusätzlich wegen der Springverweigerung eine Inj. Baytril und eine Inj. Tolfedine verabreicht.
Der Kater hat danach nicht nur wieder zu springen begonnen, sondern auch zu husten aufgehört. Das Fortekor haben wir bisher nicht verabreichen können, weil er ein outside-Kater ist und nicht regelmäßig zur Tabletteneinnahme bereit steht.
Jetzt, drei Wochen später, bekam er einen ca. 2-minütigen starken Hustenanfall mit erstmals kräftigem Blutauswurf. !
Der TA bestätigte nach neuerlicher Auskultation die alte Diagnose "Herzinsuffizienz" und verabreichte ihm erneut wieder 1 Inj. Baytril und eine Inj. Tolfedine.
Daraufhin derselbe Effekt: Kein Hustenanfall mehr. Er frisst gut, schläft nicht wenig und ist weiterhin außer Haus aktiv.
Nun unsere Fragen:
-      Ist eine Herzinsuffizienz mit Husten bzw. mit Bluthusten (ohne Schleim oder Schaum) assoziiert?

-      Können Antibiotika bzw. entzündungshemmende Mittel auf einen durch Herzinsuffizienz bedingten Husten einwirken? (Nachdem sich der Kater, bis heute ohne Fortekor-Therapie, aber so wundersam auf die beiden Injektionen ansprach ?) Der TA begründete den (bislang gottseidank einmaligen) Blutauswurf als Folge des destruktiven Hustens, verursacht durch "Stauungsschleim".

-      Wie lassen sich Stauungen überhaupt diagnostizieren?

-      Gibt es auch Land-Tierärzten zugängliche andere Diagnosemittel (neben der Auskultation) in Blutbild o. a., um HCM oder Stauungen zu diagnostizieren? Gibt es im Blutbild ein Parameter für eine Herzerkrankung?

Wir fragen dies, weil wir am Land und 150 km von der Wiener Vet-Uniklinik (die über den begehrten Dopplerschall etc. verfügt) entfernt wohnen. Natürlich wissen wir, dass keine Ferndiagnosen erstellt werden können, aber wir bitten Sie herzlich um eine Hilfestellung: es muss doch auch für uns hier irgendeine Diagnosemöglichkeit geben?

Herzlichen Dank!
LMang
Beiträge: 44
Registriert: Do Jun 12, 2014 7:19 am

Re: Kater: Herzinsuffizienz mit Bluthusten?

Beitrag von LMang »

Hallo,

es tut uns sehr leid zu lesen, dass es Ihrem Kater aktuell nicht gut geht und er unter heftigem Husten leidet. Zu Ihren Fragen:

Generell zeigen Katzen – im Gegensatz zum Hund – sehr selten Husten (weder mit, noch ohne Auswurf), wenn sie eine Herzerkrankung haben.
Typisches Symptom bei Katzen im Herzversagen ist eine erhöhte Atemfrequenz bis hin zu Atemnot und Hecheln. Auch kann eine verstärkte, pressende Bauchatmung auffallen. Liegt ein lebensbedrohliches Herzversagen mit einem ausgeprägten Lungenödem vor, kann es sein, dass – bei höchstgradiger Atemnot - bei betroffenen Tieren schaumig-blutiges Sekret aus Nase und Maul tropft.

Die Diagnose eines Herzversagens (Lungenödem oder Erguss im Brustkorb) kann nur mit Hilfe eines Röntgenbildes eindeutig gestellt werden.

Husten tritt bei Katzen meist im Zuge einer Lungenerkrankung (z.B. bei felinem Asthma oder akuten Entzündungen) oder – seltener – im Zuge einer Erkrankung der oberen Atemwege auf und sollte mit Hilfe eines Röntgenbildes des Brustkorbes weiter abgeklärt werden. Falls dieses nicht diagnostisch ist, kann eine weitere Diagnostik (z.B. eine Endoskopie mit Probenentnahme durch Spülung der Luftröhre oder Bronchien) erfolgen.

Mittel der Wahl zur Therapie eines Herzversagens ist vorrangig das Entwässerungsmedikament Dimazon. Nach Stabilisierung kann die Therapie mit einem ACE-Inhibitor (z.B. Fortekor) und– je nach Befunden – noch weiteren Medikamenten ergänzt werden. Antibiotische Therapie hat keinen Einfluss auf das Vorliegen eines Herzversagens und bessert die kardiale Symptomatik nicht.

Bewegungsunlust kann auf eine chronische systemische Erkrankung, aber auch auf ein akutes oder chronisches Problem des Bewegungsapparates zurückzuführen sein.
Tritt eine akute Lähmung einer oder mehrerer Gliedmaßen auf, kann dieses Problem auch mit einer Herzerkrankung in Zusammenhang stehen. Durch Veränderungen der Herzdimensionen kommt es zu einer Verlangsamung des Blutflusses mit Thrombusbildung im linken Vorhof; wird dieses Gerinnsel abgespült, kann es zur Verlegung wichtiger arterieller Gefäße (v.a. der Gliedmaßen) kommen (meist eine Aortenthrombose). Dieser Prozess tritt meist sehr akut auf und ist für die Tiere höchstgradig schmerzhaft. Da Sie schildern, dass Ihr Kater nur nicht mehr springen wollte und dies sich auch auf Schmerzmittelgabe bessert, scheint es sich hierbei eher um eine orthopädisches Problem zu handeln.

Generell ist es möglich, anhand kardialer Biomarker im Blut Hinweise auf eventuell vorhandene Herzerkrankungen zu erhalten. Bei der Katze ist hier besonders der Biomarker NT-proBNP zu erwähnen. Ein kardialer Biomarker wie NT-proBNP kann - wenn erhöht - hinweisend auf das Vorliegen einer Erkrankung sein; nur eine Erhöhung selbst, stellt aber noch keinen Krankheitszustand dar.
NT-proBNP kann auch durch systemische Erkrankungen, wie beispielsweise eine Nierenerkrankung oder chronische Lungenveränderungen erhöht werden. Daher ist dieser Biomarker immer gesammelt mit allen anderen klinischen Befunden zu bewerten. Liegt z.B. bei einem Patienten Atemnot vor, kann der NT-proBNP-Wert ein nützliches Mittel sein, um zwischen kardialer und nicht-kardialer Atemnot zu differnzieren.

Wir hoffen, dass wir Ihnen bei Ihren Fragen weiterhelfen konnten und wünschen alles Gute!
Laura Mang
Tier
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