DCM beim Australian Kelpie

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Moderator: j.schöbel

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Naila_Kelpie
Beiträge: 2
Registriert: Sa Mär 21, 2015 7:41 pm

DCM beim Australian Kelpie

Beitrag von Naila_Kelpie »

Hallo zusammen,
letzten Mittwoch habe ich durch einen Herzultraschall mit EKG und sämtlichen Messungen erfahren, dass meine 4 jährige Australian Kelpie Hündin DCM hat. Ihre linke Herzkammer ist deutlich vergrößert (Wert bei 14,2, Normalwert 7,1) und die Wände sehr dünn. Die Klappe schließt auch nicht mehr gut. Der Vorhof ist belastet. Sie befindet sich laut Tierarzt im mittleren Stadium und wird jetzt mit Vetmedin behandelt.
Ich habe seitdem sehr viel gegoogelt und bin sehr verunsichert. Vor allem bzgl. der Lebenserwartung hätte ich gern mehr Infos, vor allem dann wenn mit 3 Jahren noch alles in Ordnung war und die DCM nun im 4. Jahr diagnostiziert wird und nicht mal mehr im Anfangsstadium ist. Symptome hat sie noch keine eindeutigen. Wetterumschwünge verträgt sie nicht so gut besonders Hitze nicht (vermehrtes Hecheln vor allem im Vergleich zu anderen Hunden). Radfahren und Laufen tut sie nur gern wenn sie frei mitläuft, an der Leine bei gleichbleibendem Tempo, wo sie nicht selbst über das Tempo bestimmt (läuft frei schnell, legt sich hin, wartet bis ich da bin, rennt weiter). Das war allerdings schon fast immer so, deshalb weiß ich nicht ob das mit der DCM zu tun hat.
Was kann ich ergänzend zu den Medikamenten noch tun? Hundesport machen wir sowieso nicht und übermäßig schonen will ich sie auch nicht, da sie mir selbst zeigt, was sie kann und was nicht bzw. ich sie auch nicht in ihrer Lebensqualität einschränken will. Typisch für den Kelpie verfügt sie über sehr viel Energie und Lebensfreude. Ich hab gelesen dass man (wir barfen) bestimmte Kräuter, Gemüse, Obst, Öle, bestimmte Fleischsorten mehr Taurin und L Carnitin zufügen kann bzw. auch in pulverisierter Form. Außerdem entschlackende Lebensmittel (wie Brennessel, Spargel etc.) füttern soll. Was macht Sinn?
Ich hoffe Sie können mir einige von meinen Fragen beantworten und vielleicht mehr Infos geben...
p.holler
Beiträge: 390
Registriert: Mo Aug 01, 2011 9:03 am

Re: DCM beim Australian Kelpie

Beitrag von p.holler »

Hallo,
es gibt einige mögliche Ursachen, warum es zu einer systolischen Dysfunktion des Herzens kommen kann - einige Beispiele sind hier:
- eine primäre (also genetische) DCM
- ein Taurinmangel
- Herzrhythmusstörungen die dazu führen, dass das Herz für zu lange Zeit zu schnell schlägt
- Medikamente
- eine Herzmuskelentzündung, beispielsweise infolge einer Infektion o.ä.

Die Prognose orientiert sich an der genauen Ursache. Ein Taurinmangel kann durch eine Blutuntersuchung abgeklärt werden - gerade, da Ihr Hund gebarft wird, könnte dies eine Ursache sein. Falls sich ein Taurinmangel ursächlich präsentiert, dann kann bei entsprechender Supplementation eine vollständige Normalisierung erreicht werden.

Zum Ausschluss von Herzrhythmusstörungen wiederum bietet sich ein Langzeit-EKG an - hier kann auch eine entsprechende Besserung durch Antiarrhythmika erzielt werden, wenn Herzrhythmusstörungen verantwortlich für die Herzveränderungen sind.

Bei einer primären DCM gibt es häufig eine variabel lange okkulte Phase - von anderen Rassen weiß man, dass diese bis zu 3 Jahren dauern kann. Dies hängt jedoch vom individuellen Tier und von den genauen Befunden ab.
Gerade in diesem Stadium geht man davon aus, dass diese Phase durch die Gabe von Vetmedin deutlich verlängert werden kann und damit das Eintreten von Symptomen hinausgezögert werden kann.

Zuhause können Sie regelmäßig die Ruheatemfrequenz Ihres Hundes zählen - diese sollte in Ruhe einen Wert von 40 Atemzügen pro Minute (wobei einmaliges Heben und Senken des Brustkorbs als 1 Atemzug gewertet wird), nicht überschreiben. Falls diese konstant erhöht ist, dann kann dies ein Hinweis auf eine mögliche Krankheitsprogression sein - in diesem Fall sollten Sie sich mit Ihrem behandelnden Tierarzt in Verbindung setzen.

Bezüglich der Ernährung sollte eine möglichst ausgewogene Ration gefüttert werden - hier bietet sich eine Rationsbrechung bei einem Spezialisten an. Damit ist gewährleistet, dass keine Mangelerscheinungen oder ähnliches eintreten.

Weiterführende Informationen finden Sie unter folgendem Link:
http://www.tierkardiologie.lmu.de/besitzer/dcm.html

Wir drücken Ihrer Hündin die Daumen, dass Ihrer Hündin lange gut geht!  :)

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
Naila_Kelpie
Beiträge: 2
Registriert: Sa Mär 21, 2015 7:41 pm

Re: DCM beim Australian Kelpie

Beitrag von Naila_Kelpie »

Vielen Dank für die zügige Antwort und die vielen Informationen!
Leider ist DCM beim Australian Kelpie mittlerweile häufig und mind. 1 Vollschwester und 1 Halbschwester haben DCM. Auch ihr Vater hat eine Herzerkrankung, die laut der Züchterin jedoch kein DCM sein soll. Dies ist jedoch in der Linie des Vaters vertreten... Daher gehen wir sehr stark von Vererbung des DCM aus.
Ihre Blutwerte waren vor einigen Monaten super und wir haben nichts verändert an der Ernährung. Daher gehe ich von keinem Taurin Mangel aus. Macht es trotzdem Sinn "zur Sicherheit" extra Taurin und ggf. L Carnitin sowie kaliumhaltiges Gemüse zu füttern? Oder schadet das mehr als es nützt, wenn kein Mangel besteht?
Danke nochmal
Steffi & Naila
p.holler
Beiträge: 390
Registriert: Mo Aug 01, 2011 9:03 am

Re: DCM beim Australian Kelpie

Beitrag von p.holler »

Guten Morgen,
ein Taurinmangel kann leider mit einer "normalen" Blutuntersuchung nicht nachgewiesen werden - hierfür muss Blut gekühlt verschickt werden um einen validen Wert zu gewinnen.
Es ist jedoch eine Supplementation möglich mit Taurin/Carnitin. Die Fütterung von kaliumreicher Nahrung im jetztigen Stadium ist nicht zwingend notwendig.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Peter Holler
[font=Verdana]Diplomate ACVIM Cardiology
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universit
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