Entwässerung notwendig?

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Moderator: j.schöbel

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ljomur
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Entwässerung notwendig?

Beitrag von ljomur »

Hallo,
bei meiner 9 jährigen Norfolk Terrier Hündin (4,2 kg) wurde ein Herzklappenfehler diagnostiziert. Diagnose nach Herzultraschall: Mitralklappenendokardiose Stadium B2 (asymptomatisch - Kardiomegalie); ungestörtes Allgemeinbefinden, sehr fit, keine Leistungsschwäche, kein vermehrtes Hecheln, kein Husten; HF 128/min, regelmäßig, gleichmäßig, systolisches Herzgeräusch IV/VI, Puls kräftig; EKG Monitor: Siusrhythmus; Herzultraschall: Mittelgradige Dilatation des linken Vorhofes, geringe Dilatation des linken Ventrikels, Kontraktilität des linken Ventrikels physiologisch, rechtes Herz in Norm;
LA/Ao 1,61
LVEDD 26,4 mm
LVESD 15,4 mm
FS 42%
Vor einem einem Jahr war der Befund ähnlich (LA/Ao 1,64), woraufhin Vasotop 0,625mg 1xtägl. und 5 mg Dimazon 2xtägl. verordnet wurden. Vor einem halben Jahr war der Befund besser (LA/Ao 1,24), woraufhin das Dimazon abgesetzt wurde.
Jetzt soll sie zu dem Vasotop wieder 1tägl. bei kühlem Wetter und 2xtägl. bei hohen Temperaturen 5mg Dimazon bekommen.
Meine Frage ist, warum sie, obwohl sie keinerlei Symptome zeigt, Entwässerungstabletten bekommen muss. Die behandelnde Tierärztin sagt, das sei rein vorsorglich, damit sich kein Wasser in der Lunge ansammelt. Da ich davon ausgehe, dass Entwässerungstabletten auch nicht unproblematisch sind, erschließt sich mir nicht, warum sie diese Tabletten jetzt schon dauerhaft nehmen muss. Ist es nicht früh genug, sie zu geben, wenn sich Wasser in der Lunge staut?
Über eine Antwort würde ich mich freuen,
mit freundlichem Gruß
Stelpa
mtorti
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Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von mtorti »

Guten Tag,

nach momentanem wissenschaftlichen Stand ist bei Mitralendokardiose im Stadium B2 (vergrößertes Herz bei asymptomatischem Tier) keine Entwässerungstherapie nötig. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, dass die frühzeitige Gabe von Entwässerungsmedikamenten einen Einfluss auf die Progression der Krankheit hat. Erst im Stadium C (klinische Symptome, z.B. Wasser auf der Lunge) ist eine Entwässerungstherapie notwendig.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage: http://www.tierkardiologie.lmu.de/besit ... diose.html.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
ljomur
Beiträge: 4
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Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von ljomur »

Sehr geehrter Herr Dr. Torti,
vielen Dank für die Antwort. Schadet es meiner Hündin denn, wenn ich ihr die Entwässerungstabletten weiter gebe um einer Auseinandersetzung mit der behandelnden Tierärztin/Kardiologin aus dem Wege zu gehen? Können durch die Entwässerungstabletten eventuell auch 
andere Probleme/Nebenwirkungen/Spätfolgen (wie z.B. Nierenschäden) auftreten? Ich habe auch beobachtet, dass sie sehr viel trinkt, wenn sie 2xtägl. 5mg Dimazon bekommt und das macht mir schon Sorgen.
Ich bin so verunsichert und wäre dankbar, wenn Sie mir noch einmal antworten würden.
Mit freundlichem Gruß
Stelpa
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von mtorti »

Guten Morgen!

Wie ich schon geschrieben habe ist eigentlich Entwässerungstherapie erst ab Stadium C indiziert. Leider ist es mir schwer zu beurteilen ob Entwässerungtherapie Ihren Hund Schadet oder nicht. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie die Theapiemöglichkeiten mit behandlender Tierärztin noch einamal besprechen oder eine erneute Untersuchung beim anderen Kardiologen machen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität
ljomur
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Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von ljomur »

Guten Tag Herr Dr. Torti,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich würde aber so gerne wissen, ob es schädlich ist, wenn ein Hund, obwohl er keine Wasseransammlungen im Körper hat, ständig Entwässerungstabletten nimmt; dies muss doch irgendeinen Auswirkung auf den Körper haben. Könnten Sie mir bitte diese Frage noch beantworten? Die Kardiologin kann ich ja nicht fragen, weil sie die Tabletten ja verordnet und eine/n andere/n Kardiologin/en gibt es in meiner Nähe nicht.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen,
Stelpa
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von mtorti »

Hallo!

wenn Sie Sorgen über Nebenwirkungen der Entwässerung haben, sollten Sie das mit ihrer behandelnden Tierärztin besprechen. Beschriebene Nebenwirkungen von Dimazon (Wirkstoff Furosemid) sind Elektrolytverschiebungen (v.a. erniedrigtes Kalium, Calcium, Magnesium und Natrium) und Dehydratation. Die beschriebenen Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Sie kommen bei höheren Dosen häufiger vor. Tiere, die normal fressen und trinken, haben seltener Nebenwirkungen als Tiere, die nicht genug fressen und trinken.
Ob bei Ihrem Hund Nebenwirkungen auftreten werden, können wir leider nicht sagen. Diese treten individuell auf und können nicht vorhergesagt werden.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität
ljomur
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Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von ljomur »

Guten Abend,
es hat sich noch ein Problem ergeben und bei diesem suche ich noch einmal Ihren Rat.
Bei einer Blutuntersuchung hatte die Hündin einen erhöhten Hämatokritwert von 54. Die Haustierärztin sagt nun, dass bei einem solchen Wert die Dosis des Dimazon zu hoch ist und unbedingt auf 2,5 mg 1xtägl. halbiert werden muss, da die Hündin sonst austrocknen kann. Die Kardiologin dagegen sagt, die Hündin müsse die Dosis von 5 mg 1-2xtägl. weiter nehmen, da sonst die Gefahr eines Lundenödems bestehe; der Hämatokritwert von 54 sei bei kleinen Hunden normal (Dackel hätten oft 60) und nicht besorgniserregend.
Was ist denn nun richtig? Ich mache mir Sorgen um meine Hündin und weiß nun nicht, was ich glauben soll.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre Einschätzung übermitteln würden.
Vielen Dank im Voraus,
mit freundlichem Gruß
Stelpa
mtorti
Beiträge: 95
Registriert: Mo Mär 30, 2015 4:53 pm

Re: Entwässerung notwendig?

Beitrag von mtorti »

Hallo!

Wie ich Ihnen schon geschrieben habe ist eine der häufigsten Nebenwirkungen von Entwässerungsmedikamenten eine Dehydratation, die sich im Labor als erhöhung vom Hämatokrit, Totalprotein und Albumin zeigt. Der Referenzbereich für den Hämatokrit wird in der Literatur verschiedenartig angegeben und hängt auch stark von dem verwendeten Gerät bzw. Labor ab. Bei einigen Labors würde der Wert Ihrer Hündin noch im Normalbereich liegen.
Falls Patienten dehydriert sind, kann dies bereits an bestimmten klinischen Untersuchungsbefunden festgestellt werden. Daher sollte dieser Hämatokritwert von 54% unter Berücksichtigung der klinischen Untersuchungsbefunde interpretiert werden. Bestehen Anzeichen einer Dehydratation kann eine vorübergehende Reduzierung der Dimazondosis in Betracht gezogen werden. Jedoch muss diese Entscheidung Ihr behandelnder Tierarzt, welcher Ihr Tier untersucht hat, treffen.  Vielleicht sollte Ihre Haustierärztin Rücksprache mit Ihrer Tierkardiologin halten, um die kardiale Therapie zu besprechen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Marin Torti
Team Tierkardiologie
Medizinische Kleintierklinik
Ludwig-Maximilians-Universität München
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